Ihm sei es schon einmal gelungen, die Inflationsrate auf etwa vier Prozent zu drücken. Dies werde er auch diesmal schaffen. “So Gott will, wird die Inflation bald sinken”, sagte der türkische Präsident am Sonntag.

Der größte Unternehmerverband des Landes forderte Erdogan dagegen auf, die auf niedrigen Zinsen basierende Geldpolitik aufzugeben und zu den “Regeln der Wirtschaftswissenschaft” zurückzukehren. Es sei “ein Umfeld des Misstrauens und der Instabilität geschaffen worden”, kritisierte der Verband Tusiad. Das Wirtschaftsmodell drohe in Zukunft noch “viel größere” Probleme zu verursachen. “Selbst die Exporte, von denen erwartet wird, dass sie am meisten davon profitieren, sind in diesem Umfeld geschädigt worden”, hieß es. Ayhan Ogan, ein Berater Erdogans, wies die Forderungen zurück: “Die Regeln der Wirtschaftswissenschaft akzeptieren den Westen als Zentrum”.

Zum Hintergrund:

Die Inflationsrate ist im November sprunghaft auf mehr als 21 Prozent gestiegen. Im kommenden Jahr dürfte die Geldentwertung nach Prognose von Ökonomen sogar 30 Prozent erreichen. Das geht vor allem auf den Verfall der Landeswährung zurück, die in diesem Jahr mehr als die Hälfte ihres Wertes zum Dollar eingebüßt hat. Dadurch werden Importe – etwa von Öl und Medikamente – teurer, weil diese zumeist in Devisen wie Dollar oder Euro bezahlt werden müssen. Den Grund für die Währungskrise und starke Teuerung sehen die Experten auch in der unorthodoxen Geldpolitik der Zentralbank. Diese hat ihren Leitzins seit September von 19 auf jetzt 14 Prozent gesenkt, obwohl Ökonomen eine deutliche Anhebung für die richtige Antwort halten. Erdogan will damit Exporte, Kredite und Wachstum im vor der Wahl im Jahr 2023 ankurbeln. (APA/red)