Offenbar ist die Führungsriege der Kronen Zeitung nach Bekanntwerden der Ermittlungen gegen Krone-Miteigentümer Christoph Dichand und seine Gattin Eva Dichand, die Miteigentümerin der Gratiszeitung Heute ist, unter Druck: Der Redaktionsbeirat der Krone veröffentlichte jetzt einen offenen Brief “an den Herausgeber” – unterschrieben von zwei Betriebsräten der Krone – in dem sich die Krone-Belegschaft “ausdrücklich gegen  die Vorwürfe der politischen Einflussnahme auf die ,Kronen Zeitung’ verwehrt”.

Diese hier erwähnten Anschuldigungen könnten nach Rezeption diverser jetzt aufgetauchter Chats zwischen Eva Dichand und Thomas Schmid, dem früheren Generalsekretär im Finanzministerium und späteren ÖBAG-Vorstand, allerdings so bewertet werden, dass sie von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in den aktuellen Ermittlungsverfahren nicht ganz unbeachtet bleiben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Der Redakteursbeirat der Kronen Zeitung bringt jetzt die Causa nochmals in die Medien: Thomas Schmid (vorne) mit Eva und Christoph Dichand.

Möglicher Zeuge widerspricht: "Für einen SPÖ-Politiker unangenehmer Artikel wurde aus Blattplanung genommen."

Als “unverschämt absurd” hingegen bezeichnet ein früherer langjähriger Mitarbeiter der Kronen Zeitung den im offenen Brief formulierten Satz des Redaktionsbeirats, dass es “nie eine wie immer geartete Intervention” seitens der Politik in der Kronen Zeitung gegeben hätte.

Ein auch für das aktuelle Ermittlungsverfahren der WKStA sicher interessante Zeuge meinte dazu zum eXXpress: “Der geschäftsführende Chefredakteur ließ etwa Anfang Mai 2019 einfach einen Bericht aus der Blattplanung entfernen, weil er einem bekannten SPÖ-Politiker nicht angenehm gewesen ist – sogar ohne Rücksprache mit dem Verfasser des Artikels.”

Und es gebe noch zahlreiche andere Beispiele, in denen Interventionen von Spitzenpolitikern auf Bundesebene und auch aus der Wiener Stadtregierung stattgefunden hätten, sagt der Insider: “Meine liebe Ehefrau kann sich auch noch sehr gut an die Interventions-Telefonate erinnern, die oft spätnachts stattfanden.” Aber es ging nicht nur um die Berichterstattung: Sogar für Stimmungsschwenks in der Blattlinie bei bevorstehenden Volksbefragungen sowie für die mediale Unterstützung von Spitzenkandidaten bei parteiinternen Auseinandersetzungen wurde interveniert.

Und: “Kein Wunder, dass es überhaupt zu so engen Kontakten zwischen dem Blatt und der Politik kam – so war auch ein damals nicht unbedeutender Politik-Redakteur mit der Kommunikationschefin des SPÖ-Bundeskanzlers verheiratet.”

Der aktuelle Brief des Krone-Redakteursbeirat. Interessant die Stelle: "Es gab nie eine wie immer geartete Intervention."