Es erinnert an die Werbekampagne einer Reiseagentur: Gemeinsam mit “zufriedenen Kunden” drehte ein Schlepper ein Video auf dem Migranten-Rettungsschiff “SOS Humanity”, das einer deutschen NGO im Mittelmeer gehört. Die italienischen Behörden ermitteln nun gegen diese “Werbevideos für Menschenhandel”.

Die Bilder sollen zeigen, wie die Migranten nur Minuten nach ihrer “Rettung” begannen, sich selbst zu filmen, um ihrem Schlepper, Naseem A. der unter dem Pseudonym Mazen Al-Zuwari bekannt ist, zu danken.

Brisant: Laut der italienischen Tageszeitung Il Giornale glaubt man aufgrund seines Akzents, dass zumindest einige der Aufnahmen von Al-Zuwari selbst aus dem Fahrersitz seines Bootes gedreht wurden, während er mit Genugtuung beobachtete, wie seine “Kunden” von der deutschen NGO übernommen wurden. “Al-Zuwari Nummer eins” sagen die glücklichen Migranten immer wieder und dann wird dem Video ein maßgeschneiderter Song hinzugefügt, der den Schlepper weiter lobt.

Das Rettungsschiff “SOS Humanity” wurde auch in der Vergangenheit  dafür kritisiert wird, als Migranten-Taxi im Mittelmeer zu agieren. Der Vorwurf: Die Besatzung soll Migranten kurz außerhalb der afrikanischen Hoheitsgewässer aufnehmen und sie direkt nach Italien bringen.

Am Ende verweisen die Videos, die nun Gegenstand von Ermittlungen sind, auf eine Website namens “Arab Wind”, auf der man die Schmuggler kontaktieren und die Reise arrangieren kann. Die illegale Überfahrt des Mittelmeers kann bis zu 5000 bis 6000 US-Dollar kosten, unabhängig von dem offensichtlichen Risiko für Menschenleben.