Seit der Machtübernahme durch die Taliban vor zwei Jahren sind laut Bundesamt für Migration mehr als 30.000 Afghanen über Evakuierungsflüge und Aufnahmeprogramme nach Deutschland eingereist. Insgesamt sollen 400.000 Afghanen bei unseren Nachbarn leben. Um Flüchtlinge zurückzunehmen, will Khalil Haqqani, der Migrationsminister der Taliban, Deutschland nun erpressen. Er fordert Reparationszahlungen und Entschädigungen, wie er in einem ausführlichen Gespräch mit der “Neuen Zürcher Zeitung” erklärt.

"Wenn Deutschland uns hilft, werden Flüchtlinge zurückkehren"

“Wir als Islamisches Emirat haben uns zum Ziel gesetzt, die Lebens- und Arbeitsbedingungen unserer Einwohner so zu verbessern, dass wir attraktiv sind für gut ausgebildete Migranten, die zurückkehren und unser Land bereichern”, erklärt Haqqani auf die Frage, was passieren müsse, damit diese Menschen nach Afghanistan zurückkehren. Und betonte: “Wenn Deutschland uns hilft, die Lebens- und Arbeitsbedingungen in unserem Land zu verbessern, ist die Chance groß, dass die Flüchtlinge nach Afghanistan zurückkehren.”

"Werden Deutschland vor ein internationales Gericht stellen"

“Waren es nicht wir Afghanen, die zum Sieg über die Sowjetunion und damit zur deutschen Wiedervereinigung beigetragen haben? Nun sollte Deutschland uns Afghanen helfen. Zudem war Deutschland im Rahmen der internationalen Koalition an der Zerstörung Afghanistans beteiligt”, begründet der Migrationsminister seine Forderung nach einer Entschädigung.

Und er betonte gegenüber der “NZZ”: “Wir werden nicht nur Deutschland, sondern alle Staaten der internationalen Koalition vor ein internationales Gericht bringen, um sie dort für den Krieg zur Rechenschaft zu ziehen. Wir wollen sie zwingen, uns eine Entschädigung zu zahlen und bei der Rückführung der Flüchtlinge zu helfen.”

Eine Anklage vor einem internationalen Gericht sei jedoch nicht möglich. Kein Staat der Welt erkennt die Taliban-Regierung an.

Auch frühere Machthaber sollen zur Rechenschaft gezogen werden

Deutschland hat bis zur Machtübernahme der Taliban jedoch viel Geld zur Entwicklungshilfe beigesteuert. Ein großer Teil davon sei allerdings in den Taschen der früheren Präsidenten gelandet sein. “Wir werden Hamid Karzai und Ashraf Ghani zur Verantwortung ziehen”, erklärte Haqqani. Und weiter: “Wir werden ihnen nichts antun, aber das Geld, das sie dem afghanischen Volk gestohlen haben, müssen sie zurückgeben.”