Ganz im Zeichen des SPÖ-Supergaus stand die erste Hälfte der „Talk im Hangar-7“ Spezialsendung auf ServusTV. Über die „komplette Unfähigkeit und Unprofessionalität“ bei der SPÖ zeigte sich eXXpress-Herausgeberin Eva Schütz schlicht verblüfft. Von Pannen durchzogen sei bereits die Mitgliederbefragung gewesen. „Es gab nie ein System, niemals hatte man das unter Kontrolle.“ Der Image-Schade für die Partei sei nun enorm.

V.l.n.r: eXXpress-Kolumnist und Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier, eXXpress-Herausgeberin Eva Schütz, Moderator Michael Fleischhacker, Falter-Chefredakteur Florian Klenk, Philosoph Prof. Konrad Paul LiebmannScreenshot/ServusTV/Talk im Hangar-7

Prof. Liessmann: Sabotage-Akt wäre noch besser gewesen als so viel Inkompetenz

Dass das ein Supergau ist, der hier der Sozialdemokratie unterlaufen ist, darin waren sich alle Diskutanten einig. An einen Sabotage-Akt wollte keiner glauben. Allerdings wäre Sabotage für die SPÖ weit weniger schlimm gewesen als so viel Inkompetenz, meinte der Philosoph Prof. Konrad Paul Liessmann von der Uni Wien. Es sei fatal, wenn eine Partei, „die einst das Wahlrecht erkämpft hat, bei einfachsten administrativen Dingen scheitert.“ Überhaupt hätten die vergangenen Wochen bei der SPÖ eher die Züge einer griechischen Tragödie, denn einer Komödie gehabt: „Was immer gemacht worden ist, war das Falsche, und es war immer noch überbietbar.“

Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier kommentierte unter Anspielung auf den Philosophen Friedrich Nietzsche: Besser wäre es für die SPÖ gewesen, wenn ihr die Stunde der Wahrheit erspart geblieben wäre und Doskozil gewonnen hätte. Allerdings sei er über Doskozils Rede am Parteitag entsetzt gewesen: „Das war die Rede eines Beton-Sozialisten, der sein Burgenland-Modell auf die Bundespartei projiziert hat.“ Begeisternd habe tatsächlich Andreas Bablers Rede gewirkt, deren Inhalt er gleichwohl auch nicht teile, meinte Heinzlmaier. In Bablers romantischen Worten seien erstmals wieder einstige SPÖ-Kernwähler angesprochen worden, die diese Partei verloren hat.

Babler weckt alte sozialdemokratische Sehnsüchte

Babler bediene eine sozialdemokratische Sehnsucht, meinte Liessmann, nämlich sich von einem bestimmten Partei-Establishment wieder zu verabschieden, beginnend mit dem Nadelstreif-Sozialismus à la Franz Vranitzky. Babler vermittle auch nicht den Eindruck, nach der Politik eine Karriere, etwa in einem Konzern, anzustreben.

Doch wie erfolgsversprechend sind die linken Träume Andreas Bablers überhaupt? Große Hoffnungen setzt in sie anscheinend „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk: Er wünscht sich einen „Antifaschismus“, als Kontrast zu rechten Regierungen wie in Ungarn, Polen und Italien, sowie zum neuen Umfrage-Höhenflug der AfD in Deutschland. Das Links-Rechtsschema werde für Babler nicht gelten, hofft Klenk weiter. „Mit seiner Sprache kann er auch Leute ansprechen, die wir rechts verorten würden.“

Bablers Sozialromantik mündet in Wohlstandsverlusten

Eva Schütz holte die Diskussion an dieser Stelle wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Mit einer 32-Stunden-Wochenstunde bei vollem Lohnausgleich samt Mindestlohn muss man  mit „Wohlstandsverlust und Abwanderung“ rechnen. Babels Sozialromantik werde für Österreichs wirtschaftspolitische Zukunft unerfreulich sein.

Dass Babler mit seinem Bekenntnis zum Marximus, das er später zurückgezogen hat, Erfolg haben wird, bezweifelt die eXXpress-Herausgeberin ebenfalls. „Damit verbindet man in Österreich ein totalitäres Regime und mehr Armut – siehe BRD und DDR.“ Im Übrigen gebe es in Österreich keine Mehrheit links der Mitte. Wenn Andreas Babler überdies eine Koalition ohne ÖVP anstrebe, müsse man sich fragen: „Wie will die SPÖ wieder reagieren?“

In der Tat: Das fragen sich zurzeit viele – nach all den Pannen der vergangenen Wochen und den roten Wünschen auf eine wacklige Dreierkoalition.