Alexander Ertler und Lucas Miedler sorgten am Sonntag bei den Erste Bank Open für eine Sensation. Das Duo aus Tirol und Niederösterreich war eigentlich nur dank einer Wildcard gesetzt. Doch Ertler/Miedler besiegten im Doppel-Endspiel Santiago Gonzalez/Andres Molteni (MEX/ARG) mit 6:3,7:6(1). Damit haben sie ein seltenes Österreich-Double geschafft, denn im Vorjahr hatten sie ebenso überraschend den ersten ATP-Tour-Titel in Kitzbühel geholt.

Schon diesen Finalsieg hatten sie per Wildcard geholt. “Mit einer Wildcard sind wir in Österreich auf der ATP noch ungeschlagen”, merkte Miedler bei der Siegerehrung launisch an. “Also nächstes Jahr, Herwig (Turnierdirektor Straka, Anm.) bitte wieder eine Wildcard.” Erler ist kein Freund großer Reden, diesmal noch weniger: “Ich bin gerade ein bisschen sprachlos momentan”, stand er noch im Banne des Triumphes. Beider Dank galt für die Wildcard, den Fans und dem Betreuer-Team. “Danke auch an die Familie”, sagte Miedler. “Wir werden das gebührend feiern.”

Es ist der erste Triumph eines österreichischen Duos im Doppel der Turniergeschichte. In der knapp 50-jährigen Turniergeschichte war es davor drei Österreichern gelungen, den Doppel-Titel zu holen – 1988 dem Kärntner Alexander Antonitsch mit Balasz Taroczy (HUN), 2009 dem Steirer Oliver Marach mit Lukasz Kubot (POL) und 2014 Jürgen Melzer mit Philipp Petzschner (GER). Dazu kamen neun Finalteilnahmen, alleine fünf von Julian Knowle. All diese Erfolge waren eher zu erwarten gewesen als der nunmehrige.

Die beiden spielten vor 9000 Zusehern in der Wiener Stadthalle ohne Nervosität auf. Sie breakten ihre Gegner gleich zum 2:0. Diesen Bonus verwalteten sie unter anderem mit starken, übersichtlich platzierten Returns von Miedler, den Satzgewinn der Schützlinge von Wolfgang Thiem fixierte Erler mit einem Ass. Im zweiten Satz ging es mit dem Service in das Tiebreak, in dem Erler/Miedler äußerst souverän agierten. Nur ein Punkt ging da an die Gegner. Als Belohnung gab es auch einen Siegerscheck über 144.300 Euro.

Lucas Miedler und Alexander Erler feiern den Sieg bei den Erste Bank OpenAPA/EVA MANHART

Erler betonte danach im ServusTV-Interview, dass sie zu Beginn der Woche daran geglaubt hatten, jeden besiegen zu können. “Das haben wir auch gezeigt. Ich werde mir jetzt vielleicht zwei Bier gönnen, morgen heimfahren und nach einer Woche Pause greifen wir wieder an.” Miedler hätte seinen Abflug in den Abu-Dhabi-Urlaub am Samstag gehabt, nun sei da sogar ein Upgrade drinnen. Die beiden hatten übrigens für das Kitzbüheler Turnier 2021 zufällig zusammengefunden. “Seitdem werde ich ihn nicht mehr los”, sagte Miedler mit einem Augenzwinkern über Erler.

Die Fans hätten sie zum Sieg gepusht. “Das taugt uns. Uns beflügelt das, wir haben Gott sei Dank auch einen guten Start gehabt. Davon beflügelt haben wir wieder eine unglaubliche Partie gespielt”, war Miedler bewusst. Beide waren eine Woche davor auch in der Einzel-Qualifikation angetreten, es war jeweils in Runde eins Endstation. Ob nun dem Doppel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde? “Eine schwierige Frage mit den 500 Punkten jetzt, das ist eine andere Dimension”, gab Miedler zu bedenken. “Ich fahre mal in den Urlaub und spiele dann vorerst mal Einzel.”