Ob „verblendete Woke-Aktivisten“, grüne „Wärmepumpenfetischisten“ oder „weltfremde Politiker“: Die bayerische Star-Kabarettistin Monika Gruber (52) sagt, was Sache ist. Und hat das jetzt auch zu Papier gebracht. In „Willkommen im falschen Film“ (eXXpress berichtete) rechnet sie mit dem Zustand unserer derzeitigen Gesellschaft ab, dem Anbiederung an den Zeitgeist und erklärt, warum die Grünen für sie die wahren Spießer sind. Der deutsche „Focus“ hat jetzt erste Auszüge aus Grubers „Willkommen im falschen Film“ veröffentlicht:

Anbiederung an den woken Zeitgeist

“Ich erinnere mich an eine eindrucksvolle Szene auf dem Oktoberfest 2022, quasi im Jahr 1 nach der Pandemie. Das Jahr, in dem manch devote Wiesn-Wirte in Anbiederung an den woken Zeitgeist bereits lange vor der Veranstaltung verkündeten, in ihrem Zelt würde der Party-Hit von einer Puffmutter namens „Layla“ selbstverständlich nicht gespielt werden, da dieser frauenfeindlich und somit für das Niveau ihre Zelte untragbar sei – wohlgemerkt von Lokalitäten, in denen seit Jahrzehnten gerne mal unter den Tisch gekotzt, dem Nachbarn an der „Bieselrinne“ ans stramme Wadl gepinkelt oder auf dem Klo geschnackselt worden ist.

Da saß ich also eines Spätnachmittags mit Freunden in einem der kleineren Wiesn-Zelte. Die Stimmung war nach zwei ausgefallenen Oktoberfesten erwartungsgemäß ausgelassen, um nicht zu sagen vollkommen entfesselt. Das Bier und andere Spirituosen flossen in Strömen, die Damen führten ihre schönsten Dirndl samt vorteilhaft in Szene gesetztem Balkon Gassi, die Bedienungen legten angesichts des zu erwartenden üppigen Trinkgelds noch eine Drehzahl zu, ergo: Es waren alle Anwesenden ausnahmslos in Bestlaune.

Auf dem kleinen Podium spielte eine Drei-Mann-Band, deren Sänger plötzlich innehielt, sich zwischen all den ausgelassenen, anbandelnden Menschen in Dirndl und Lederhosen umschaute und leise sprach: „Ich muss euch jetzt etwas erzählen – und ihr müsst’s mitmachen!“

Das Publikum schaute ihn gebannt an und wartete auf die Geschichte. Der Sänger grinste leicht schief und fuhr leise, fast verschwörerisch fort: „Ich hab’… ich hab’… sprecht mir nach: ICH HAB’ …!“ Alle sprachen ihm nach, anfänglich langsam, dann wurde der Rhythmus immer schneller wie bei der isländischen Klatsch-Choreografie während der Fußball-WM: „Ich hab’… ich hab’… ich hab’… ich hab’…” Schließlich sang der Bandleader ganz laut ins Mikro: ,Ich hab’ ein Puff …’

In diesem Moment begann das komplette Zelt – Frauen und Männer, Junge und Alte, Einheimische und Zuagroaste, mutmaßliche Puffbesucher und ehrenamtliche Streetworker zu grölen: „Und meine Puffmama heißt Layla!“ Der Rest ist Geschichte.

„Wir befinden uns in einem Bierzelt auf der Wiesn, nicht im Hörsaal einer Uni in einer Vorlesung über die feministische Außenpolitik"

Das war erstens kein Wunder angesichts des medialen Aufhebens in den Wochen zuvor. Und zweitens erst recht nicht, denn dieser Song war nun einmal das, was er war und wollte auch nie vorgeben, etwas anderes zu sein: ein eingängiger Stimmungshit mit Mitbrüll-Melodie, der irgendwie doof, aber auch ein bisschen lustig ist.

Denn … noch einmal für alle zum Mitschreiben: Wir befinden uns in einem Bierzelt auf der Wiesn, dem größten Volksfest der Welt und nicht im Hörsaal einer Uni in einer Vorlesung über die feministische Außenpolitik im Jahre 2023. Die Menschen kommen hierher, um zu feiern, ihren Alltag zu vergessen, indem sie zu viel essen, zu viel saufen, mit den falschen Menschen knutschen und zu banalen Nonsens-Liedern schunkeln und mitgrölen.

"Aber ,Renate' oder ,Irmgard' reimen sich nun mal leider auf fast nichts und schon gar nicht auf ,geiler´.“

Der Song „Layla“ hat in ungefähr den intellektuellen Nährwert von „My Baby baby balla balla“ von Chubby Checker aus dem Jahr 1965 oder dem Burger-Dance von DJ Ötzi, der es textlich ebenfalls nicht mit Schuberts Winterreise aufnehmen kann.

Ob allerdings bei der Verwendung eines typisch deutschen Vornamens ein ähnlicher Sturm der künstlichen Entrüstung durch die Social-Media-Kanäle der selbst ernannten Sittenwächter gefegt wäre, bleibt offen. Aber „Renate“ oder „Irmgard“ reimen sich nun mal leider auf fast nichts und schon gar nicht auf „geiler“.

Aber ich bin ja auch nur eine sexistische alte weiße Frau

Heutzutage reicht oft schon ein einziger Schreihals, der dreister und lauter ruft als alle anderen und ein Verbot von irgendwas fordert. In der Regel duckt sich dann die Masse weg, um nicht in die Schusslinie der spaßbefreiten Moralhüter zu geraten.

In der Formel 1 reichte beispielsweise die Beschwerde einer offensichtlich überprüden amerikanischen Funktionärsgattin, um die attraktiven und seit Jahrzehnten unbeanstandeten Grid Girls für immer aus den Boxengassen der Rennställe zu vertreiben. Seither schaue ich tatsächlich lieber MotoGP, denn ich persönlich finde, dass heiße Boliden und heiße Mädels mit scharfen Kurven mindestens so gut zusammenpassen wie ein saftiges Steak mit Barbecuesoße.

Aber ich bin ja auch nur eine sexistische alte weiße Frau, die es zu behaupten wagt, die amerikanische Funktionärsgattin könnte an den feschen Grid Girls nur zwei Dinge gestört haben: dass sie allesamt im Bikini besser aussahen als sie selber und ihr Mann mit jeder Einzelnen lieber gevögelt hätte als mit ihr. Und deshalb dürfen jetzt alle Zuschauer weltweit sich nicht mehr am Anblick von Schönheiten in der Boxengasse erfreuen, sondern können stattdessen ausschließlich schwitzenden Mechanikern beim Schrauben zusehen. DAS ist sexistisch! Und intolerant.”