Besonders gestiegen ist die Zahl der gemeldeten Fälle seit der Gewalteskalation in Nahost infolge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober, so Rumeysa Dür-Kwieder. So wurden von Oktober bis Dezember laut dem antimuslimischen Rassismus-Report mehr Fälle verzeichnet als in den ersten neun Monaten des Jahres 2023. Der erste Ort, wo ab Oktober vermehrt Fälle gemeldet wurde, sei die Schule gewesen, betont die Leiterin der Rechtsberatung der Dokustelle, Dunia Khalil. Aus dem Bildungsbereich würden antimuslimische Vorfälle von Eltern, Schülern und Lehrern gemeldet.

Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Dokumentationsstelle im Vorjahr bei den aktiv gemeldeten Fällen. 507 Fälle – und damit doppelt so viele wie im Vorjahr – wurden 2023 von Betroffenen und Zeugen an die psychosoziale und rechtliche Beratung der Dokustelle herangetragen. 1015 Online-Fälle wurden vom Monitoring-Team dokumentiert.

Frauen sind laut dem Bericht von antimuslimischem Rassismus besonders betroffen: 50,1 Prozent der dokumentierten Fälle betrafen Muslimas, 19,5 Prozent männliche Muslime, bei den übrigen ist das Geschlecht unbekannt. Einen besonderen Anstieg bei den gemeldeten Fällen verzeichnete die Dokumentationsstelle abgesehen vom letzten Quartal des Vorjahres auch im Monat Mai. Dies wird auf die Umsetzung einer Studie der Universität Wien unter muslimischen Schülern und die mediale Berichterstattung dazu zurückgeführt.

Verfünffachung der antisemitischen Vorfälle seit dem Angriff der Hamas auf Israel

Und auch die Israelitische Kultusgemeinde Wien schlägt Alarm – hier ist die Anzahl der Übergriffe noch stärker gestiegen: 2023 hat die Antisemitismus-Meldestelle der IKG insgesamt 1147 antisemitische Vorfälle registriert. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr (719 Vorfälle) einem Anstieg um 59,5 %. Das Jahr 2023 stellt damit auch das bisherige Negativrekordjahr 2021 (965 Vorfälle) in den Schatten.

So beängstigend diese Entwicklung klingen mag, so sehr halte die Gemeinde durch ihre Sicherheitsarbeit, die Kooperation mit den Sicherheitsbehörden, aber auch durch die Fortsetzung des Alltags in jüdischen Schulen, Synagogen und anderer jüdischer Einrichtungen sowie durch die Planung weiterer Jugend- und Kulturveranstaltungen dagegen, erklärt IKG-Generalsekretär und Leiter der Meldestelle Benjamin Nägele.

Die Experten der Meldestelle sind täglich im Einsatz, um Meldungen zu bearbeiten. Betroffene werden unterstützt, beispielsweise durch Beratung vor der Anzeigeerstattung, der Vermittlung an Fachleute von ESRA, dem psychosozialen Zentrum der IKG, mit einem Einschreiten bei Betreibern Sozialer Netzwerke oder Intervention in Schulen, wenn jüdische Kinder oder ihre Freunde antisemitisch beschimpft oder drangsaliert werden. Nägele weist in diesem Zusammenhang auf wichtiger Grundsätze der Meldestelle hin: „Jede Meldeperson wird kostenlos beraten und entscheidet selbst darüber, welche weiteren Schritte gesetzt werden.“