Die EZB-Bankenaufsicht will Geldhäuser genauer unter die Lupe nehmen, die aus ihrer Sicht zu große Risiken bei komplexen Finanzgeschäften eingehen. Dabei haben die Kontrolleure Geschäfte der Institute mit Finanzinstrumenten wie Hochrisiko-Krediten – im Fachjargon Leveraged Loan genannt – und Aktienderivaten im Blick, sagte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria am Freitag in einer Rede für die Universität von Neapel.

“Wo wir Mängel sehen, werden wir aufsichtlich handeln”, sagte er. Die EZB habe bereits den Dialog mit Banken intensiviert, die in diesen Märkten besonders aktiv seien.
Bei solchen komplexen Finanzierungsinstrumenten gebe es konkrete Anzeichen dafür, dass sich Risiken aufgebaut hätten, sagte Enria. Der Bankenaufseher wies darauf hin, dass der Höhenflug an den Börsen auch einmal enden könnte. Eine plötzliche Kurskorrektur könne etwa die riskanten Segmente der Kredit- und der Aktienmärkte treffen, sollten Investoren mit einem nachhaltigen Anstieg der Inflation rechnen oder sich ihre Erwartungen an die Geldpolitik ändern.

Kontrollen sind mehr als Empfehlungen

Die Aufsicht werde die ganze Bandbreite ihrer Instrumente in Anschlag bringen, sollten Geldhäuser in Schlüsselbereichen wie Fremdfinanzierungsgeschäften (Leveraged Finance) vorangegangene Empfehlungen der Kontrolleure nicht ausreichend umgesetzt haben, warnte Enria. Dies schließe auch Mindestkapitalanforderungen ein, sofern dies notwendig werde.

Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Überwachung der Großbanken im Euroraum zuständig. Aktuell kontrolliert sie 114 Institute, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank. (APA/red)