Reinfried Herbst hat am 6. März 2016 seine Karriere beendet. Dennoch hat der ehemalige ÖSV-Fahrer nach wie vor viel mit Sport zu tun. Der neunfache Weltcup-Sieger ist beim Innenministerium für die Spitzensportler verantwortlich. Davon sind auch viele derzeit bei der Ski-Weltmeisterschaft in Courchevel/Meribel dabei. Der Ski-Zirkus hat ihn sowohl aus beruflichen Zwecken, aber auch aus privatem Interesse nie losgelassen.

Die Situation beim ÖSV stimmt Reinfried Herbst nachdenklich: “Es ist natürlich keine erfreuliche Situation. Das muss man ganz klar so ansprechen. Es ist nicht nur das Sportliche, sondern auch der Rest nicht wirklich Weltcup-tauglich. Die Kommunikation sollte eigentlich intern bleiben. Nichtsdestotrotz sind das alles erwachsene Leute, man kann gemeinsam reden. Somit hoffe ich, dass die Problemchen ausgesprochen werden.”

Neue Sportarten und Handy-Zeitalter

Im Ski-Weltcup sind besonders bei den Damen die Ergebnisse ausgeblieben. Auch die Ergebnisse der Herren sorgten nicht unbedingt für Jubelstimmung beim ÖSV. “Es ist einfach die Dichte. Das wissen wir aber eh schon seit Jahren. Durch den ein oder anderen Superstar, den wir beim ÖSV gehabt haben ist einiges in den Hintergrund geraten, wie es dem Rest der Mannschaft geht. Ich rede da hauptsächlich von Marcel seiner Zeit (Hirscher, Anmerkung),” meint Herbst im Gespräch mit eXXpress-Sportchef Dominik Hana.

Schon während dieser Zeit habe sich herauskritallisiert, dass der Nachwuchs nicht mehr in der Masse nachrückt. “Darum ist es für mich nicht verwunderlich, dass man jetzt noch auf Einzelne zählen muss. Selbst die Einzelnen bekommen den ganzen Rucksack aufgehängt. Das ist dann verdammt schwer,” betont Reinfried Herbst. Neue Sportarten wie Skicross haben unter anderem dazu geführt, dass im Alpinen Skisport nicht mehr die Dichte vorhanden ist. “Es sind jetzt andere Sportarten interessanter geworden,” gibt der Olympia-Zweite von Turin 2006 zu bedenken.

Reinfried Herbst 2006 in Kitzbühel im Rahmen einer Pressekonferenz des ÖSVAPA/EXPA/JOHANN GRODER

Es wäre gut gewesen, wenn man in der Vergangenheit hinter die Topläufer geschaut hätte. “Zu meiner Zeit sind wir im Europacup zu Fünft unter den Top sieben gewesen,” sagte Reinfried Herbst im sport-eXXpress am Montag und fügt hinzu: “Kein Einziger hat damals einen Platz im Weltcup bekommen, weil die Weltcup-Plätze mit Leuten besetzt waren, die in der Weltrangliste unter den Top 20 waren.”

"Früher bist du nur zu einer WM gefahren, wenn du am Stockerl warst"

Der Konkurrenzkampf ist nicht mehr so vorhanden wie früher. “Früher bist du nur zu einer WM gefahren, wenn du am Stockerl warst. Der ÖSV hat hier sicherlich seine Hausaufgaben zu erledigen. Aber trotzdem haben wir auch das Problem, dass weniger Sport betrieben wird. Es ist auch kaum noch leistbar. Das muss ich klar sagen, wenn ich mir das so ansehe. 20.000 bis 25.000 Euro für einen jungen Bub oder ein Mädchen, die im FIS-Bereich starten wollen. Das muss ich erst einmal in die Hand nehmen. Wer kann sich das leisten?”, fragt sich Reinfried Herbst und betont, dass dazu auch noch die Schulausbildung wichtig ist.

“In der Schule wird auch viel abverlangt. Diese Kombination macht es für die Zukunft nicht einfacher oder besser, dass wir wieder mehr Leute bekommen und die Dichte mehr wird. Es ist schon sehr teuer im Jugendbereich geworden. Es wird auch verdammt schwierig werden, dass wett zu machen.” Herbst redet auch mit Verantwortlichen viel über dieses Thema. Für ihn ist klar, dass immer mehr Skiclubs in Zukunft zusammengelegt werden müssen.

Hier das gesamte Interview: