Erst vor wenigen Tagen hat CDU-Chef Friedrich Merz im Interview mit der “Welt” die “Zensurkultur” als “größte Bedrohung für die Meinungsfreiheit” bezeichnet. Nun knickt er selbst ein. Merz sagte seine Teilnahme an einer Veranstaltung der konservativen Kampagnenagentur The Republic an, nachdem sie zuvor für Wirbel in Deutschland gesorgt hat.

Damit endete die mediale Empörung, doch gleichzeitig zog sich der Politiker den Zorn der US-amerikanischen Konservativen auf sich.

Friedrich Merz wird für Rückzieher kritisiertAPA/AFP/POOL/Michael Sohn

"Die Linken wollen, dass alle das Gleiche denken und sprechen"

Der Chef der deutschen Konservativen habe sich dem “woken Mob”, schreibt der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, auf Twitter. “Die intolerante Linke rund um die Welt kann sich nicht hinsetzen und abweichende Stimmen hören. Sie schließen jeden aus, mit dem sie nicht übereinstimmen. Sie wollen, dass alle das Gleiche denken und sprechen, schreibt Grenell weiter. “Schande über den feigen Merz.”

Grenell war von Ex-US-Präsident Donald Trump 2018 zum Botschafter in Deutschland berufen worden. Er übte das Amt insgesamt gut zwei Jahre aus, bis er zurück nach Washington geholt wurde, um dort das Amt des Geheimdienstkoordinators zeitweise zu bekleiden.

Lindsey Graham an einem Treffen nicht mehr interessiert

Auf der Konferenz von The Republic werden Ende August unter anderem der republikanische US-Senator und Trump-Unterstützer Lindsey Graham, ein Vertreter der US-Waffenlobby sowie der Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel, der einmal die AfD vertrat, sprechen. Das stieß einigen Beobachtern sauer auf.

Noch am Montag hatten sowohl Merz als auch seine Partei die Teilnahme des Politikers an der Veranstaltung bekräftigt, am Dienstag kam aber der Rückzieher. Merz-Sprecher Armin Peter sagte, dass sich Merz aber dennoch mit dem US-Republikaner Graham treffen wolle. Doch daran ist nun der US-Politiker nicht mehr interessiert. “Bei Konservativen geht es um einen offenen, ehrlichen Dialog, in dem Standpunkte dargelegt werden und die Menschen zusammensitzen und einander zuhören”, erklärte Graham. Konservative würden sich “nicht gegenseitig canceln, bevor sie sprechen”.

The Republic will "Linksdrift in Deutschland" stoppen

The Republic ist eine Kampagnenagentur, die sich nach Angaben von Geschäftsführer Armin Petschner-Multari für liberal-konservative Werte einsetzen wolle – “teilweise provokant und zugespitzt”. Auf dem Internetauftritt von The Republican heißt es, man wolle “den politischen Linksdrift in Deutschland” stoppen. Das Projekt hat im vergangenen Oktober seine Arbeit aufgenommen.