Grenell galt schon in seiner aktiven Zeit als US-Botschafter in Berlin als bisweilen verhaltensoriginell. Immer wieder hat er mit schrägen Formulierungen für Missstimmung in diplomatischen Kreisen gesorgt. Sollte sein Mentor Donald Trump erneut Präsident der Vereinigten Staaten werden, gilt Grenell als einer der Favoriten für die Tops-Jobs in der neuen Administration.

Zuvor aber sorgte der Ex-Botschafter noch einmal für Aufsehen. In einem Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (FAZ) rechnete der Spitzendiplomat mit Deutschlands früherer Langzeit-Kanzlerin Angela Merkel ab und warf ihr schwerwiegende außenpolitische Fehler vor: „Wäre sie uns gefolgt, hätten wir jetzt weder in der Ukraine noch in Gaza Krieg”, behauptete Grenell.

Ex-Botschafter: "Trump hatte in allen Punkten recht"

Merkel trage eine Mitschuld an den Kriegen in der Ukraine und im Gaza-Streifen. “Wäre sie uns gefolgt, hätten wir jetzt weder in der Ukraine noch in Gaza Krieg. Donald Trump hatte drei Hauptanliegen, die Deutschland nicht erfüllen wollte”, sagte der enge Trump-Vertraute. Dies seien das Ende von Nord Stream 2, höhere Verteidigungsausgaben und neue Iran-Sanktionen gewesen. “Die Geschichte hat gezeigt, dass er in allen drei Fällen recht hatte”, so der Ex-Botschafter über Trump.

In dem Interview bestritt Grenell auch, dass ein künftiger Präsident Trump die NATO schwächen würde: “Präsident Trump ist entschlossen, die Nato zu stärken, wenn sie stark sein will”, behauptete er. Das fange jedoch damit an, “dass alle ihren gerechten Beitrag leisten“. Mitglieder des Bündnisses, die weniger als zwei Prozent für ihre Verteidigung ausgeben, “müssten in manchen Fragen das Stimmrecht verlieren, etwa bei der Wahl des Nato-Generalsekretärs“, schlug der Diplomat vor.

Grenell fordert sofortigen Friedensplan für die Ukraine

Schwere Vorbehalte äußerte Grenell zur Bestellung des früheren niederländischen Regierungschefs Mark Rutte zum neuen Chef der NATO ab Oktober. Begründung: In derAmtszeit Ruttes habe sich die Niederlande geweigert, ihren gerechten Anteil an den NATO-Ausgaben zu leisten. Die Entscheidung über die Nachfolge für den scheidenden NATO-Chef Jens Stoltenberg solle bis nach der Präsidentschaftswahl in den USA aufgeschoben werden.

Für die Ukraine forderte Grenell einen sofortigen Friedensplan. Dabei müssten die Regierungen in Kiew und Moskau das Sagen haben. „Alles muss von der Ukraine und von Russland kommen“, sagte der frühere Botschafter: „Aber von allein machen die das nicht. Sie müssen gezwungen werden. Das müssen Verbündete auf beiden Seiten tun.“