Aufgrund des VW-Skandals, bei dem 2015 bekannt wurde, dass wissentlich serienmäßig, durch in VW eingebaute Software, Abgaswerte geschönt worden waren, ging man lange von einem Prozess gegen die beiden Konzernvorstände Winterkorn und Stadler aus. In einem Dokument, das an alle VW-Aktionäre gesendet wurde, damit diese am 22. Juni auf der Hauptversammlung darüber abstimmen können, wurden nun Details über den außergerichtlichen VW-Deal zwischen dem Automobilkonzern und ehemaligen Top-Führungskräften öffentlich.

Auch Ex-Audi-Chef Rupert Stadler (rechts) muss mehrere Millionen an VW zahlen.APA/dpa/Daniel Karmann

Der VW-Aufsichtsrat hatte mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn, sowie dem Ex-Audi-Chef Stadler und einem großen Versicherer-Konsortium einen Vertrag über die Klärung von Schadenersatzansprüchen geschlossen. Dieser soll juristische Fehden beenden und zukünftig verhindern.

Winterkorn zahlt in Raten und erhält weiterhin Altersvorsorge

Der Vertrag umfasst eine Summe von 285,3 Millionen Euro, von denen VW 270 Millionen von der Haftpflichtversicherung der Manager, die restlichen 15,3 Millionen von den Ex-Führungskräften aus privatem Geld erhalten soll.

Winterkorn bezahlt von den 11,2 Millionen Euro ‚nur‘ 7,2 aus seinem Vermögen – und das in zwei Jahresraten. Seinen Bonus in Höhe von 2,6 Millionen Euro erhält er nicht, auch eine Sondervergütung aus dem Jahr 2016 in Höhe von brutto 1,3 Millionen Euro wird vom Konzern einbehalten. Über seine Altersvorsorge muss sich Winterkorn aber nicht sorgen – diese erhält er weiterhin.
Noch günstiger erwischt es Stadler. Dieser kommt dem Deal zufolge auf einen „Eigenanteil“ von 4,1 Millionen. Dafür muss er auf Abfindungen in Höhe von 5,2 Milionen verzichten. Auch von einem Bonus aus dem Jahr 2018 in Höhe von 888.508 Euro wird ihm nur knapp die Hälfte ausgezahlt.

Tatbestand: Aktienrechtliche Sorgfaltsverletzungen

Die Versicherer, VW sowie die Manager einigten sich betreffend der Ex-Vorstände auf den Tatbestand der „aktiengerichtlichen Sorgfaltsverletzung.“ Gegen alle andere Manager erhebt der Konzern keine Ansprüche. Seit 2021 sind zwölf Versicherer mit einer Gesamtsumme von 480 Millionen Euro am VW-Konsortium beteiligt. Sie beteiligen sich nun auch mit kleineren Summen an dem Deal. Nicht alle sind sich jedoch einig: Berkshire Hathaway, ein Versicherungskonzern mit Warren Buffet als größten Einzelaktionär, möchte dem Deal nicht zustimmen. Die anderen Versicherer planen jedoch, ihn dazu zu zwingen.