Das Bundesheer bietet noch echte Abenteuer: Trotz Corona-Schutzmaske ist die Blässe in den Gesichtern der jungen Soldaten und der zwei Soldatinnen zu sehen, die jetzt in Zeltweg (Steiermark) zu ihrem ersten großen Fallschirmsprung aus einer “Hercules”-Transportmaschine angetreten sind. Die jungen Österreicher wählten nicht die einfachste Art, die Zeit beim Heer zu verbringen – sie wollen die knallharte Ausbildung bei einer der Elite-Einheiten der österreichischen Armee schaffen, beim in Klagenfurt stationierten Jägerbataillon 25, dem Luftlandebataillon.

Während die Motoren der “Hercules” auf dem Vorfeld am Militärflughafen Zeltweg angelassen werden, marschieren die jungen Fallschirmjäger durch die weit geöffnete Heckklappe an Bord, die Ausbilder des Jagdkommandos und das eXXpress-TV-Team sind mit dabei. Oberstleutnant Roland Stromberger, der Kommandant des Luftlandebataillons, gibt eine letzte schnelle Einweisung: “Die Soldaten werden in einer Höhe von 400 Metern abspringen, der Fallschirm wird sich automatisch öffnen. Sie sind etwa 30 Sekunden in der Luft, bevor sie in der Landezone landen.” Der Massenabsprung mit den Rundkappen-Schirmen ist nicht ungefährlich: Bläst zu viel Wind, könnten sich die jungen Fallschirmjäger ziemlich verletzen. “Das ist selten, aber es kommt schon vor, wenn die Landehaltung nicht korrekt eingehalten wird”, erklärt Oberstleutnant Stromberger, dass es immerhin. drei Wochen Ausbildung braucht, bis gesprungen werden darf.

Boarding: Kurz vor dem ersten Massenabsprung sind die jungen Soldaten des Jägerbataillons 25 extrem konzentriert.

Anflug an Landezone in nur 400 Meter Höhe

Als die C-130 “Hercules” dröhnend abhebt, wird die TV-Crew des eXXpress mit Klettergurten am Boden verzurrt: In der riesigen Maschine wird’s gleich etwas zugig – immerhin werden beide Seitentüren geöffnet, während die C-130 im Tiefflug auf 400 Meter Höhe mit mehr als Tempo 200 weiter die Landezone ansteuert – und die zwei eXXpress-Journalisten sind so ziemlich die einzigen an Bord ohne Fallschirm . . .

Scharf dreht der Riesenvogel dann nach links in die Anflugschneise zum Trainingsgebiet ein – durch die geöffneten Seitentüren sind die Baumwipfel, eine Ruine, Pools und Autos ziemlich nah zu sehen. Es zieht heftigst, die am Boden verankerten Gurten geben ein angenehmes Gefühl der Sicherheit. Die Soldaten stehen jetzt in zwei Reihen, fertig zum Absprung. Die “Hercules”-Crew zählt die Minuten mit Handzeichen runter: Drei, zwei, eins – dann leuchtet das Rot der Signallampe neben der Seitentüre auf, die ersten zwei Springer stehen mit Zehenspitzen bereits über dem Abgrund, halten sich noch am Rahmen der Türe, hinter ihnen stehen die Ausbilder. Dann: Grün! In Sekundenschnelle hetzen sämtliche Fallschirmjäger aus den beiden Türen ins Nichts. Für Angst ist keine Zeit. Und wer auch nur einen Sekundenbruchteil zögert, dem wird geholfen (den zwei Burschen, die noch einmal das Ganze überdenken wollten, wurde die Entscheidungsfindung mit zarten Schubsern abgenommen . . .)

Noch 5 Minuten: Gleich öffnen sich die Seitentüren der C-130 "Hercules", dann wird gesprungen.

Bei Aufnahmetests geschlechterneutrales Limit

Bei Absprung und Landung ging alles gut, keine Verletzten – und keiner der Soldaten will aufgeben, alle wollen die fordernde Ausbildung beim Luftlandebataillon weitermachen, auch die zwei jungen Mädchen, die sich ebenfalls für die Zeitverpflichtung beim Bundesheer entschieden haben. “Wir haben etwa 250 Fallschirmspringer im Bataillon, insgesamt sind wir 490 Soldaten im Jägerbataillon 25”, sieht Oberstleutnant Roland Stromberger diese Ausbildung und diese Zeit beim Heer als große Chance für viele junge Österreicher. Die Aufnahmeprüfung ist nicht einfach, und für die jungen Männer und Frauen gelten die gleichen Limits: Ob beim Trainingssprung oder irgendwann im Ernstfall müssen Soldatinnen wie Soldaten die gleiche Top-Leistung bringen.

Keine Zeit für Angst: Sobald das grüne Licht aufleuchtet, hechten die Soldaten aus der Maschine.
Das eXXpress-Team beim Falllschirmjäger-Training: Chefredakteur Richard Schmitt und Chef-Kameramann Frederik Füssel
Warten auf den nächsten Start: Das Luftlandebataillon am Flughafen Zeltweg.