In einer Mitteilung erklärten die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) um Präsidentin Christine Lagarde: “Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden.” Hinweise auf den Beginn der ersten Zinssenkung  gaben sie nicht.

Zurzeit werden Zeitpunkt und Ausmaß der Leitzinssenkungen von den Märkten nicht richtig eingeschätzt, meinte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): “Die Zinswende wird später kommen und geringer ausfallen als gegenwärtig von den Märkten eingepreist.”

"Gefährlich, den Sieg über die Inflation zu früh erklärt zu haben"

Aus Sicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sollte sich die EZB von aggressiven Zinssenkungserwartungen der Finanzmärkte nicht unter Druck setzen lassen. Solange die Löhne so stark stiegen wie zuletzt, sei das Inflationsproblem noch nicht gelöst. “Die 1970er Jahre zeigen, wie gefährlich es ist, wenn eine Zentralbank den Sieg über die Inflation zu früh erklärt.”

Die EZB teilte mit, sei werde bei der Festlegung der richtigen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen. Die Euro-Wächter hatten im Kampf gegen die hohe Inflation seit Sommer 2022 zehnmal in Serie die Zinsen angehoben, zuletzt geschah dies im September. Seitdem blieb sie auf dem erreichten Zinsplateau, da die Inflation in der Zwischenzeit deutlich nachgelassen hat.

Deutschland sitzt zurzeit in einer Rezession fest

Lagarde hatte in Davos gesagt, die Notenbank befinde sich mittlerweile auf einem guten Weg, die Inflation in der Eurozone auf die angesteuerte Zielmarke von 2,0 Prozent zurückzudrängen. Es sei aber noch zu früh, den Sieg zu erklären.

Die Inflation lag im Dezember bei 2,9 Prozent – noch im Herbst 2022 war die Teuerung zeitweise auf über zehn Prozent geklettert. Das Inflationsziel der EZB rückt damit wieder näher. Der Beschluss einer erneuten Zinspause dürfte aber auch davon beeinflusst worden sein, dass die Konjunktur im Euroraum derzeit eine Schwächephase durchläuft. Deutschland, die größte Volkswirtschaft in der Eurozone, steckt laut dem Präsidenten des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, in der Rezession fest.