Es war der 30. Juni 2021: Benjamin Karl prallte auf der Felbertauernstraße bei Mittersill (Pinzgau) mit seinem Wagen gegen einen entgegenkommenden Pkw. Dessen Lenker (70) kam ums Leben, seine Ehefrau (69) wurde schwer verletzt. Am 29. April muss sich der Snowboarder deshalb am Bezirksgericht Zell am See wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten.

Laut der Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Elena Haslinger habe man bereits im Jänner einen Strafantrag gegen den Autofahrer erhoben. Der gebürtige Niederösterreicher, der in Osttirol lebt, befand sich damals auf der Heimfahrt von einem Training. Laut dem Strafantrag soll Karl bei schlechtem Wetter zunächst eine Galerie mit überhöhter Geschwindigkeit durchfahren haben. Bei der Ausfahrt aus der Galerie sei der Beschuldigte dann unter Verletzung des Gebots des Fahrens auf Sicht auf der Fahrbahn, die mit Hagel bedeckt war, ins Schleudern geraten. Sein Audi kam auf die Gegenfahrbahn und prallte gegen den entgegenkommenden Jeep des Ehepaars aus dem Pinzgau. Im Unfallbereich soll es damals laut Einsatzkräften zu einem Wettersturz mit Starkregen und Hagel gekommen sein.

Karl nahm psychologische Hilfe in Anspruch

Strafrechtlich trifft Karl aus Sicht der Verteidigung keine Schuld. Das betonte sein Anwalt Oscar Weiß gegenüber den Salzburger Nachrichten und der Austria Presse Agentur (APA). Wegen des plötzlich auftretenden Hagelgewitters sei der Unfall nicht zu verhindern gewesen. “Er ist eingefahren in die Breitlahngalerie, da lag noch kein Hagel auf der Fahrbahn.” Als er aus der Galerie gefahren ist, sei dann eine dicke Hagelschicht auf der Fahrbahn gelegen. “Aus unserer Sicht war der tragische Unfall nicht zu vermeiden. Das Auto war manövrierunfähig bei der Ausfahrt der Galerie”, sagte der Verteidiger.

Gerichtsgutachten geben eine Entscheidungsgrundlage über Unschuld oder Schuld von Beschuldigten. Neben einem Kfz-technischen Gutachten hat der zuständige Richter ebenso ein meteorologisches Gutachten über die zum Unfallzeitpunkt herrschenden Witterungsverhältnisse in Auftrag gegeben.

Nach dem Unfall machte der Sportler eine schwere Zeit durch nahm Medienberichten zufolge einerseits psychologische Hilfe in Anspruch, um das Erlebte möglichst schnell zu verarbeiten. Zum anderen besuchte er die Familie des Todesopfers, um sich zu entschuldigen und zu reden. Niemand der Hinterbliebenen habe ihm die Schuld am Unfall gegeben. Auf der anderen Seite habe ihm die Familie Halt gegeben, wurde Karl zitiert.