„Putin. Innenansichten der Macht“ und „Putins Macht. Warum Europa Russland braucht“ heißen die beiden Bücher, die Hubert Seipel (73) über Putin verfasst hat. Darin teilt Seipel vor allem gegen den Westen aus, Kritik an Russland findet man kaum. Bisher hat das die Bosse in den Gebührensendern ARD und WDR wenig gestört, Seipel trat immer wieder in den mit Zwangsbeiträgen finanzierten Sendern auf.

Jetzt decken aber bisher vertrauliche Geschäftsvereinbarungen auf: Der Putin-Experte bekam viel Geld aus Russland. Der Deal soll über den bekannten Oligarchen Alexei Mordaschow gelaufen sein, behauptet ein Recherche-Verband mehrere Medien, bei dem sich auch der ORF und das ZDF miteingebracht haben.

Laut diesen Unterlagen soll erwiesen sein, dass Seipel im März 2018 einen Vertrag mit der De Vere Worldwide Corp, einer Briefkastenfirma auf den British Virgin Islands, unterzeichnet hat.

Wirtschaftlicher Eigentümer der Firma ist Igor Woskresensky, ein enger Vertrauter Mordaschows, des Vorstandsvorsitzenden des Stahlgiganten Sewerstal. Die EU setzte ihn wegen seiner engen Verbindungen zu den Machthabern im Kreml 2022 auf die Sanktionsliste. Er soll zu den reichsten Staatsbürgern Russlands zählen. Der Vertrag datiert auf den 16. März 2018 und trägt Seipels Unterschrift.

Hubert Seipel (73) - er galt als einer der Russland-Experten der deutschen Gebührensender.

Seipel bestätigt den Sponsor-Vertrag

Seipel bestreitet auf Anfrage in einer langen Antwort nicht, dass er Geld von Mordaschow erhalten hat, berichtet der ORF. „Ich habe gut acht Jahre an den Büchern gearbeitet. Eine Zeitspanne, die nicht unbedingt durchgehend von Verlagen kalkuliert wird. Während der Zeit war ich Dutzende Male in Russland, habe intensiv in Washington, bei der UNO und natürlich auch ziemlich oft in Berlin recherchiert, von Treffen bei den Minsk-Verhandlungen ganz zu schweigen“, sagte er und verwies auf eine Stelle im Vertrag: „Der Autor hat gegenüber dem Sponsor keine Verpflichtung in Bezug auf das Projekt (sei es in Bezug auf den Inhalt oder die Zusammensetzung des Buches oder anderweitig) oder dessen Fertigstellung.“

Der Sender NDR gab zu dem Fall an, dass Seipel „eine etwaige Interessenkollision, wie zum Beispiel eine Bezahlung“, hätte angeben müssen, und setzte eine Untersuchungskommission ein. Der Verlag Hoffmann und Campe stoppte den Vertrieb der beiden im Verlag erschienenen Bücher Seipels über Russland.