Der neunfache Weltmeister und 42-jährige Motorrad-Superstar hatte vor einer Woche mit der Ankündigung, am Jahresende nach 26 Jahren seine aktive Karriere zu beenden, für Aufsehen und Niedergeschlagenheit bei seinen vielen Fans gesorgt. 45.000 Zuschauer waren zum Finnland-Ersatzrennen gekommen, in dem Rossi seine Abschiedstournee mit Platz 13 einläutete. Zum angestammten Österreich-Termin nun werden es deutlich mehr Fans sein, viele haben nach dem vorjährigen Corona-Bann ihre Tickets behalten. Als 2019 zuletzt Zuschauer bei der MotoGP erlaubt waren, stürmten fast 200.000 den Spielberg.

Dieses Wochenende nicht dabei sind der von Yamaha gesperrte Maverick Vinales (ESP) sowie Lorenzo Savadori. Der italienische Aprilia-Pilot hat sich beim spektakulären Feuer-Unfall vergangenen Sonntag den Knöchel gebrochen und wurde operiert.

Schikane kommt

Prompt kam am Donnerstag grünes Licht für die von vielen MotoGP-Fahrer seit längerem geforderte Schikane in der vorhergehenden Kurve 2. Um weiter an der Attraktivität und der Sicherheit der österreichischen Grand-Prix-Strecke zu feilen, werde in Abstimmung mit FIA und der Formula One Group sowie mit FIM, Dorna und AMF im Bereich der zweiten Kurve eine Schikane errichtet, verlautete der Streckenbetreiber. Die erforderlichen Baumaßnahmen erfolgen im Winter. Der Red Bull Ring ist damit künftig in zwei Varianten verfügbar.

“Dani hatte sehr viel Glück, da unverletzt rauszukommen”, erinnerte Miguel Oliveira an den jüngsten Vorfall in Kurve 3. KTM-Testfahrer Pedrosa konnten zwar den Restart mit einem Ersatzmotorrad in Angriff nehmen und sogar Punkte holen, KTM-Sportchef Pit Beirer gestand aber ein: “Ein abgefackeltes Motorrad war nicht eingeplant.”

Oliveira musste aufgeben, weil sich sein Reifen aufgelöst hatte. Zum Glück passierte das nicht bei Höchsttempo. Auch diese “Sicherheits-Baustelle” sollte es dieses Wochenende nicht mehr geben. Michelin hat reagiert und bringt neue Vorderreifen. Dritte Maßnahme: Ab sofort werden auch die Anzeigen “Ausrüstung” sowie “Warnung” bei grenzwertiger Fahrweise im Dashbord der Motorräder angezeigt, um die Piloten im Rennen zu informieren.

Riesiger Schutzengel für Spielberg

Spielberg hatte vergangenen Sonntag jedenfalls schon wieder einen riesigen Schutzengel. Dass die MotoGP bei einem Topspeed von 362,4 km/h (zuletzt in Mugello) längst an ihre Grenzen stößt, ist offensichtlich. Auch Kurve 3, die langsamste Stelle des Red Bull Rings, wird aus deutlich über 300 km/h angebremst.

Entscheidender ist aber vermutlich die Streckenführung – und die ist auf dem Formel-1-Kurs in Spielberg nach Meinung Vieler nicht ideal für Zweiräder. Auch, weil die Kurven 1 und 3 bergauf führen und die Fahrer deshalb nicht sehen, was sie danach erwartet.

Von der künftigen Schikane erhofft man sich nun einen Sicherheitszuwachs. “Es gibt Layouts, die sind besser und sicher. Und es gibt solche, die bringen sowas hervor wie am Red Bull Ring”, sagte der ehemalige GP-Pilot und Servus-TV-Experte Alex Hofmann wegen der drei roten Flaggen in Österreich in Folge. Die Frage sei: “Wie können wir unsere Helden in Zukunft besser schützen, damit wir irgendwann nicht mehr dem Tod ins Auge blicken. Also dass die Jungs ‘safe’ sind, auch wenn alles schief geht.”

Beim Österreich-GP ist auch wieder die MotoE, also die elektrische Serie, zu sehen. In der MotoGP wird der vierfache Saisonsieger Fabio Quartararo (Yamaha) bei 40 Punkten Vorsprung auf einen französischen Landsmann Johann Zarco (Ducati) Österreich auf jeden Fall als WM-Führender verlassen. Weltmeister Joan Mir (Suzuki) hat als Dritter schon 51 Punkte Rückstand.

Aus dem WM-Rennen ist nach seinem Sonntags-Aus wohl endgültig Oliveira. Die gute Nachricht ist: Die Schmerzen in der verletzten Hand des KTM-Einser-Piloten werden weniger. Der portugiesische Vorjahressieger hofft, am Sonntag den Ducatis Paroli bieten zu können. (APA/red.)