Manchester United steckt tief in der Krise. Zunächst gab es zum Auftakt der Premier-League-Saison ein 1:2 gegen Brighton. Anschließend kassierte der englische Rekordmeister eine 0:4 Pleite bei Brentford. Bei den “Roten Teufel” ist gehörig Feuer unter dem Dach. Zu allem Überfluss gibt es wieder einmal heftige Diskussionen rund um die Zukunft von Starkicker Cristiano Ronaldo. Unterschätzen will Liverpool Manchester United dennoch nicht.

Das betonte auch Liverpool-Trainer Jürgen Klopp vor dem Duell am Montagabend (21.00 Uhr): “Natürlich würde ich lieber gegen sie spielen nachdem sie 5:0 gewonnen haben, aber wir leben nicht im Träumeland”, meinte Klopp. “Wir haben zweimal Unentschieden gespielt. Macht es das also besser gegen uns zu spielen? Ich weiß es nicht.”

Man müsse mit allen Situationen klarkommen. Sein Team hat in 180 Minuten Premier-League-Fußball schon vier Punkte Rückstand auf Manchester City aufgerissen. Ein dritter Punkteverlust, ausgerechnet im Prestige-Vergleich der Industrie- und Arbeiterstädte aus dem “dreckigen” Norden, wäre ein zusätzlicher Stimmungsdrücker an der Anfield Road. Klopp: “Die ganze Welt wird zuschauen, lasst uns gespannt sein, wie diese zwei Schwergewichte damit umgehen.”

Liverpool bekommt bereits früh in dieser Saison die diskutable Kadertiefe aufgezeigt. United hingegen ist mit einer Krise auf mehreren Ebenen konfrontiert. Nach dem vorläufigen Tiefpunkt bei Brentford sparten Experten und Ex-Spieler nicht mit Kritik. “United wurde zerfleischt, runtergeputzt und zum Gespött gemacht. Wir erleben gerade die Zerstörung von Manchester United”, kommentierte der frühere Kapitän und nunmehrige TV-Experte Gary Neville.

Der Rekordmeister liegt erstmals seit der ersten Premier-League-Saison 1992/93 nach zwei Spielen mit null Punkten am Tabellenende. Dass man bei der letzten Begegnung gegen Liverpool mit 0:5 untergegangen ist, macht die Ausgangslage für Manchester United nicht besser. Beobachter und Experten sehen einen klaren Schuldigen: die Besitzerfamilie aus den USA. Im Gegensatz zu den arabischen Investoren beim Stadtrivalen Manchester City oder (bis zuletzt) Roman Abramowitsch bei Chelsea wollen die Glazers nicht ihr eigenes Geld in den Club stecken, sie wollen mit ihm verdienen. Als sie die Mehrheitsanteile 2005 kauften, taten sie dies nicht mit eigenen Mitteln, sondern mit einem Kredit, der auf den Verein überschrieben wurde.

Riesiger Schuldenberg bei Manchester United

Manchester United hat seitdem einen riesigen Schuldenberg. Laut seriösen Quellen flossen über 1,2 Milliarden Euro an Zinszahlungen ab, die nicht in die Mannschaft investiert werden konnten. “Noch vor zwei Monaten haben sie wieder 28 Millionen aus dem Verein herausgezogen”, wetterte Neville über die Glazers. “Dabei haben sie ein zweitklassiges, zerfallendes Stadion, das noch vor zehn, fünfzehn Jahren zu den besten der Welt gehörte.”

Zwar hat man mit Casemiro von Real Madrid einen namhaften Neuzugang verpflichtet. Dennoch wechselt die Spielausrichtung regelmäßig mit dem Trainer. Aktuell darf der frühere Ajax-Coach Erik ten Hag sein Glück mit einer insgesamt überschaubar spannenden Auswahl an Angestellten versuchen. Frust macht sich auch bei den Fans breit. Das zeigt ein Blick auf den Mai 2021, als das Duell zwischen United und Liverpool verschoben werden musste. Wütende Anhänger stürmten das Stadion. Auch jetzt wurden Proteste angekündigt.