„Absoluten Fokus und perfekte Kontrolle“ – das erfordere der Rennsport, sagt Österreichs große Nachwuchshoffnung Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen, 23 Jahre, im eXXpress-Interview. „Stell Dir vor, Du bist auf einer der schnellsten Achterbahnen der Welt, doppelt so schnell wie sonst, und versuchst dazwischen Mathehausaufgaben zu lösen, über drei Stunden hinweg, ohne dabei einen Fehler zu machen.“

Als DTM-Pilot im Audi konnte Ferdinand Habsburg im Oktober erstmals einen Podiumsplatz erreichen.Fotos: Drew Gibson / Audi Sport / Oliver Ginner

Jedenfalls könne sich ein Rennfahrer nicht die Nacht vor dem Start in hippen Clubs um die Ohren schlagen – es sei denn, er hat den Weltmeistertitel bereits in der Tasche.

Erstmals bei der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft dabei

A propos: 2021 ist Habsburg in die LMP2-Klasse zurückgekehrt und wird erstmals bei der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft um einen WM-Titel fahren. Die Erwartungen sind hoch, denn 2020 war Habsburg sehr erfolgreich auf der Rennstrecke unterwegs. Zu Beginn des verspäteten Saisonstarts im Sommer stellte er auf dem Nürburgring gleich einen neuen DTM-Streckenrekord auf. Zum Saisonende landete er in den Top 10 der Gesamtwertung, sämtliche Spitzenfahrer zollten ihm dafür Respekt.

In der Hofjagd- und Rüstkammer fand der eXXpress-Talk statt. Die Wiener Sammlung zählt mit Rüstungen von Kaiser Maximilian I. und Karl V. zu den weltbesten.eXXpress

Im Video-Talk mit eXXpress – er fand in der renommierten Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums statt – verrät Ferdinand Habsburg noch etwas: Als einziger Rennfahrer wird er in diesem Jahr sogar das Klima schonen, auch wenn das zunächst absurd klingt. Er bekräftigt: „Egal, was Du machst, Du kannst immer ein wenig die Natur schützen.“

Der gesamte CO2-Ausschuss wird neutralisiert

Das geht folgendermaßen: Habsburgs gesamter CO2-Ausschuss wird bis zum letzten Kilometer berechnet, Flüge inklusive. Davon wird ein „Carbon offset“ gemacht, also eine Klimakompensation, um die Treibhausgas-Emissionen auszugleichen: Bis Ende 2021 werden in Kooperation mit einer jordanischen Firma exakt so viele Bäume gepflanzt, dass der CO2-Ausschuss neutralisiert wird.

Nicht unbedingt „im besten Umfeld“ wächst man als angehender Rennfahrer in jungen Jahren auf, meint Habsburg.G-Drive Racing/ Sergey Savrasov

In der ersten Hälfte von 2020 pausierte coronabedingt der Rennsport. Habsburg leistete in der Zeit seinen Wehrdienst und war ab Ausbruch der Corona-Pandemie in den Lagerhallen im Einsatz.

Auch sonst war das vergangene Jahr ereignisreich. Schwester Eleonore heiratete im Juli 2020 den belgischen Ex-Rennfahrer Jérôme D’Ambrosio in Monaco, worauf Ferdinand Habsburg aber keinerlei Einfluss hatte: „Sie haben sich im Flugzeug kennengelernt.“ Und: „Ich würde davon abraten, einen Rennfahrer zu heiraten.“ Es sei „nicht das beste Umfeld“ für einen heranwachsenden Mann, der schon in jungen Jahren sehr oft weit weg von zu Hause ist.

 

 

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Ferdinand Habsburgs frühe Begeisterung für den Rennsport stieß in der Familie auf keinen Widerstand. „Meine Eltern haben extrem cool reagiert. Dafür bin ich sehr dankbar. Das ist ein elterlicher Charakter, den ich später übernehmen möchte: dass man die Passionen des Kindes unterstützt.“

Im Übrigen glaubt Habsburg, die Begeisterung fürs Rasen am ehesten von Vater Karl geerbt zu haben. Er erinnert sich: „Mein Vater hat das schon ausgenützt, mit dem Porsche auf den deutschen Autobahnen zügig unterwegs zu sein. Etwas Geschwindigkeit im Blut, das habe ich von ihm.“

 

 

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Seit kurzem ist Ferdinand Habsburg wieder Single. Auf eine andere Beziehung legt er aber ebenfalls noch größten Wert, jene zu Gott: „Der göttliche Beistand ist mir wichtig. Ich bin seit meiner Firmung ein überzeugter Christ.“ Ein entfernter Cousin wurde kürzlich zum Priester und begleitete Habsburg bei seinem Rennen am Nürburgring. Erst segnete er das Auto, dann besuchte Habsburg bei ihm täglich die Messe. „Ich habe die Kraft Gottes gleich in das Rennen mitgenommen.“

Sich überraschen lassen, mit Vertrauen in Gott

Mit Gottvertrauen blickt er auch in die Zukunft: „Ich fühle mich als Mensch um einiges wohler, wenn ich mich überraschen lasse.“ So viel Schönes könne passieren, „wenn man sich erfreuen lässt über Dinge, die auf einen einfach zukommen. Mit Glaubensbegleitern zu sprechen, war für mich dabei sehr hilfreich.“ Auch ob er eines Tages in die Formel 1, die Königsdisziplin des Rennsports, aufgenommen wird, will er einfach abwarten, ganz ohne Hast.

Ferdinand Habsburg blickt zuversichtlich in die Zukunft. Sportlegende Niki Lauda glaubte schon früh an sein Potenzial.Drew Gibson

Als Sohn des jetzigen Oberhaupt des Hauses Habsburg übernimmt Österreichs Top-Rennfahrer auch Repräsentationsaufgaben. Zuweilen lebt er in zwei Welten, die eine nennt er seine „Passion“, die andere seinen „Stolz“. Beim Einchecken in Hotels der einstigen k. u. k. Monarchie sei das Personal oft „komplett ausgeflippt“, wenn es den Enkelsohn Otto Habsburgs traf.

Um seine weltweit verstreuten Familienmitglieder zu treffen – den Großteil kennt er noch nicht – will Ferdinand Habsburg in den Südsudan, nach Südafrika, Afrika oder auch nach Asien reisen. Auch Österreich will er noch mehr erkunden. Sofern er nicht gerade Rennen fährt, will er sich künftig in jedem Bundesland auf Kletterrouten begeben.

Als „hochintelligentes Bürscherl“ bezeichnete Lauda den jungen Rennfahrer, der „nicht auf den Promi-Bonus setzt, sondern auf Ehrgeiz und Ernsthaftigkeit“.apa / Erwin Scheriau

Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen ist der Ur-Enkel des letzten österreichischen Kaisers Karl I. und wurde 1997 in Salzburg geboren. Seine Motorsportkarriere begann 2012 im Kartsport. 2017 wechselte er in die europäische Formel-3-Meisterschaft. Beim zweiten Lauf von Spa-Francorchamps gelang ihm sein erster Sieg. 2019 ging er in der DTM an den Start. Seit 2021 fährt er in der LMP2-Klasse.

Vater Karl Habsburg-Lothringen ist Oberhaupt des Hauses Habsburg, arbeitet als Medienunternehmer, und ist darüber hinaus unter anderem Kulturgüterschutz-Offizier, Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies und Großmeister des Sanct Georgs-Ordens. Mutter Francesca ist eine schweizerisch-österreichische Kunstexpertin, Kunstvermittlerin, Sammlerin und Mäzenin.