Gianni Infantino steht unmittelbar vor seiner Wiederwahl als FIFA-Präsident. Am Donnerstag soll beim FIFA-Kongress in Kigali (Ruanda) alles in trockene Tücher gebracht werden. Der Schweizer (52) ist der einzige Kandidat. Bei seiner angestrebten Wiederwahl als Chef des Fußball-Weltverbandes darf sich Infantino auch der Stimme des ÖFB sicher sein. Am Montag brachen Interimspräsident Johann Gartner und Generalsekretär Thomas Hollerer in Richtung Ruanda auf. Das österreichische Wahlverhalten ist klar: Das elektronische Kreuzerl erhält Infantino.

Mögliche Alternativen wären eine Enthaltung und eine Gegenstimme. Es ist eine offene Wahl, das Stimmverhalten der mehr als 200 FIFA-Mitglieder wird im Saal auf einem großen Bildschirm sichtbar gemacht. Infantino gilt allerdings ob seiner Politik vor allem bei einigen europäischen Verbänden als umstritten. Doch er weiß den Großteil der anderen Konförderationen hinter sich. Wenn er im ersten Anlauf nicht die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit entdeckt, reicht ab dem zweiten Wahlgang eine einfache Mehrheit. Infantino´s Weg für weitere vier Jahre als FIFA-Präsident ist demnach frei.

Gartner: "Natürlich müssen auch Taten folgen"

Gartner nahm gegenüber der APA – Austria Presseagentur Stellung: “Fakt ist, dass Gianni Infantino der einzige Kandidat für das Amt des FIFA-Präsidenten ist, und er wird daher auch vom ÖFB unterstützt”. Zugleich betonte der Interims-Präsident des ÖFB jedoch: “Natürlich müssen Taten folgen, Werte definiert und gelebt werden. Der ÖFB möchte hier einen konstruktiven Part einnehmen.” Die Chance, positiv auf das Geschehen im Weltverband einwirken zu können, scheint mit einer Stimme für den Amtsinhaber größer als mit einer Denkzettel-Aktion, so die Hoffnung.

Der Fußball sei quer über seine Kontinentalverbände “sehr heterogen”, meinte Gartner, der als ÖFB-Chef Anfang Februar nach dessen Rücktritt interimistisch von Gerhard Milletich übernommen hatte. “Hier müssen Brücken gebaut und unterschiedliche gesellschaftliche Wertesysteme vereint werden”, sagte der Niederösterreicher. “Es geht nur mit gemeinsamen Lösungsansätzen und einer breiten Basis im internationalen Fußball.”

ÖFB will weiterhin konstruktive Kritik üben

Dabei sprach Gartner nicht nur die aufgrund der Menschenrechtssituation im Golf-Emirat umstrittene Weltmeisterschaft im Vorjahr in Katar an. “Man muss die Lehren aus dem Vergabeprozess der letzten WM und den folgenden massiven Diskussionen ziehen und hier ganz klare ethische Standards implementieren”, betonte der interimistische Chef des Österreichischen Fußballbundes (71). “Dafür steht der ÖFB, und diesen Standpunkt werden wir vehement vertreten.” Es hätte auch bereits eine erste konstruktive Aufarbeitung zwischen FIFA und UEFA gegeben.

Darauf soll aufgebaut werden. Die Europäer gelten weiterhin als Infantinos schärfste Kritiker. Der ÖFB begibt sich aber nicht wie etwa die skandinavischen Länder in die Oppositionsrolle, sondern will weiterhin konstruktive Kritik üben. Dieser Möglichkeit würde man sich mit einer Nicht-Wahl Infantinos wohl berauben. Man hofft auf Gehör.