Der bis noch vor wenige Wochen bei Wiens Politik- und Medien-Schickeria beliebte Immobilien-Unternehmer René Benko (46) ist tief gefallen: Gesamtverbindlichkeiten von mehr als fünf Milliarden Euro, Konkurse in Serie, mehr als 270 Gläubiger, tausende Jobs vernichtet.

Dazu lässt auch noch das gewaltige Skandal-Potential der Pleite die Politik-Society in Österreich zittern: Werden im aktuellen Wahljahr die SPÖ oder doch die ÖVP mehr von den Enthüllungen der jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Tiroler belastet? Diejenigen Promis und Semi-Promis, die bei Benkos Festen sich um ein Foto mit dem Gastgeber drängelten, wollen ihn jetzt jedenfalls nur noch flüchtig gekannt haben.

Doch nicht nur der gesellschaftliche Absturz werde den Immobilien-Sammler “wohl bis nach seinem 60. Geburtstag” massiv belasten, meint ein Finanzexperte im Gespräch mit dem eXXpress. Der Brancheninsider, der anonym bleiben möchte, sagt: “Die nächsten 15 Jahre werden für Benko brutal.”

Und es gebe gleich mehrere Ursachen dafür, warum das Leben des Signa-Chefs nun sicher nicht mehr so angenehm ablaufen wird wie bisher:

“Erstens: Benko hat ja nicht nur Baumeister und Lieferanten als Gläubiger, sondern auch den Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi. Die Scheichs wollen in Summe 713 Millionen Euro von der insolventen Signa Holding und von René Benko zurück. Dass jetzt ihr Geld weg ist, finden die gar nicht amüsant”, meint der Finanzinsider, dass sich der Tiroler Geschäftsmann hier nicht ungefährliche Feinde gemacht hat. Mubadala hat bereits zwei Klagen in Höhe von insgesamt einer Milliarde Euro eingereicht, wie der Bericht des Sanierungsverwalters auflistet.

René Benko (46) mit seiner Ehefrau.

Benko könnten zehn Jahre Haft drohen - nach jahrelangen Prozessen

“Zweitens: Benko drohen langjährige strafrechtliche Ermittlungen durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Dass bei dem Signa-Boss auch eine gewisse Nähe zu ÖVP-Politikern erkennbar war, könnte die WKStA sogar noch zusätzlich motivieren, gegen ihn zu ermitteln”, analysiert der Finanz-Experte auch die aktuelle rechtliche Situation.

Und das, was da noch alles auf Benko zukommen könnte, ist tatsächlich heftig: So wäre eine Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen unter gewissen Voraussetzungen strafbar. Der Strafrahmen reicht bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe (§ 156 StGB „betrügerische Krida“). Außerdem könnte wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue ermittelt werden, falls die Justiz zu der Ansicht käme, dass Anleger und Banken getäuscht worden seien. Benko und möglichen Mittätern könnte angesichts der extrem hohen Summen der „schwere und gewerbsmäßige Betrug“ nach § 147 Abs 3 und § 148 des Strafgesetzbuches drohen (es gilt die Unschuldsvermutung).

Der Insider der Immo- und Finanz-Branche erklärt dazu: “Wie wir von all den bekannten Ermittlungsverfahren und Prozessen gegen Ex-Politiker und Manager wissen, dauert das oft acht, vielleicht sogar zehn Jahre. Das heißt für Benko: Er muss jetzt vermutlich ein ganzes Jahrzehnt lang ständig teure Anwälte finanzieren. Und am Ende könnte es dann auch noch eine Haftstrafe setzen – so wie im Fall Karl-Heinz Grasser.”

Und so lange die gesamte Insolvenz-Abwicklung und auch mögliche Gerichtsverfahren dauern, wird René Benko kaum einer Geschäftstätigkeit nachgehen können.

Die Prognose des Finanzexperten zum Ausgang der Causa: “Viele Gläubiger werden vermutlich leer ausgehen – nur jene nicht, die Hypothekarkredite vergeben haben. Benko sollte auf jeden Fall darauf gefasst sein, dass gegen ihn strafrechtlich ermittelt wird. Und eines ist ganz sicher: Die Anwälte, die das gesamte Signa-Insolvenzverfahren abwickeln, werden sicher ziemlich gut aussteigen. Für die ist das ein Jackpot.”

Belastet mit seinem Aufsichtsrats- und Berater-Job bei Benko die SPÖ: Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer.