Wolodymyr Selenskyj hat allen Grund zur Sorge. Am Samstagabend (Ortszeit) verabschiedete der US-Kongress einen Übergangshaushalt, der keine weitere Unterstützung für die Ukraine enthält. Kurz vor Ablauf der Frist zum Monatsende stimmte der Senat nach dem Repräsentantenhaus mit überparteilicher Mehrheit für den Gesetzesentwurf.

Dadurch konnte ein sogenannter Shutdown zuletzt doch noch abgewendet werden. Andernfalls wären die USA zahlungsunfähig geworden. Hunderttausende Bundesbedienstete wären ab Montag im unbezahlten Zwangsurlaub. Die rund zwei Millionen US-Soldaten bleiben zwar auf ihren Posten – aber ohne Gehalt.

Das US-Kapitol in der AbenddämmerungAPA/AFP/Mandel NGAN

Übergangshaushalt enthält keine Ukraine-Hilfe

Allerdings ist der Streit um einen neuen Bundeshaushalt zwischen Demokraten und Republikanern mit der Verabschiedung eines Übergangshaushalts nur um 45 Tage verschoben worden. Er gewährt einen kurzen Aufschub bis Mitte November. Für Kiew hat der Showdown aber schon jetzt Konsequenzen. Mehrere Republikaner lehnen eine weitere Unterstützung für Kiew ab – der eXXpress berichtete. Der Übergangshaushalt enthält nun weder eine Ukraine-Hilfe, noch die von Republikanern geforderten Kürzungen.

US-Präsident Joe Biden mahnte, als er das Gesetz kurz nach der Abstimmung unterzeichnete: „Wir können unter keinen Umständen zulassen, dass die amerikanische Unterstützung für die Ukraine unterbrochen wird.“ Im Repräsentantenhaus sind Republikaner in der Mehrheit, im Senat haben Bidens Demokraten eine Mehrheit.

Ein verheerendes Signal an Russland

Das Problem von Bidens Demokraten: Sie wollten auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass ihnen Hilfe für die Ukraine wichtiger sei als der Gehaltszettel von Millionen Menschen in den USA. Doch die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Seit Kriegsbeginn hat Bidens Regierung allein an Militärhilfe deutlich mehr als 40 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Biden bat den Kongress im Sommer um weitere Milliardensummen für die Ukraine – darunter allein rund 13 Milliarden US-Dollar an Militärhilfe, um bis Anfang 2024 die Unterstützung für Kiew sicherzustellen.

Vorläufig erhält Kiew allerdings weiterhin finanzielle Unterstützung von Washington. Nur werden die bereits genehmigten Mittel langsam zur Neige gehen. Besonders wichtig ist aber das Signal, das der Krimi im US-Kongress an Moskau sendet. Es handle sich um ein Signal der Schwäche, der mangelnden Entschlossenheit seitens der USA, warnte der Militäranalyst des US-Senders CNN, Cedric Leighton. Zurzeit schwindet die Unterstützung vor allem bei den Republikanern.