“Die Kinder bei uns an der Volksschule sprechen teils besser Deutsch als die Freizeitpädagogen”, schildert die Mutter eines Mädchens an einer offenen Wiener Volksschule, die anonym bleiben will. “Bei uns konnte der Freizeitpädagoge aufgrund des fehlenden Wortschatzes den Kindern nicht erklären, warum er bestimmte Regeln aufgestellt hat.” Die teils massiven Mängel bei Pädagogen mit nicht deutscher Muttersprache würden auch bei anderen Eltern für Ärger sorgen. Man habe sich darum bereits in mehrfachen Gesprächen an die Schule und den Träger BiM gewandt. Die “Bildung im Mittelpunkt GmbH (BiM)” übernimmt als Unternehmen der Stadt Wien die Nachmittagsbetreuung an allen öffentlichen Volksschulen in der Bundeshauptstadt und stellt Personal für rund 150 Einrichtungen.

Die BiM hielt dazu gegenüber der APA fest: “In Einzelfällen nehmen wir auch Pädagoginnen und Pädagogen (vor allem auch geflüchtete zum Beispiel aus der Ukraine oder aus Syrien), die eine pädagogische Ausbildung in ihrem Herkunftsland absolviert haben, da diese wichtige kulturelle Brücken für Kinder mit internationalen Biografien darstellen.” Die übermittelten Unterlagen würden zunächst formal überprüft. “Falls die Qualifikationen unseren Ansprüchen entsprechen, werden die Personen zu einem dreistufigen Auswahlverfahren eingeladen”, sagte ein Sprecher der BiM. “Dabei werden unter anderem die sprachlichen und kommunikativen wie auch fachlichen Kompetenzen überprüft und dokumentiert. Dies stellt auch die Basis für eine potenzielle Anstellung als Freizeitpädagogin oder Freizeitpädagoge (FZP) bei der BiM dar.” Ein Nachweis über erworbene Deutsch-Kenntnisse müsse jedoch nicht erbracht werden, hieß es.

Betont, die Mehrheit spreche Deutsch: Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr

Behörde stellt Sprachkurse zur Verfügung

Selbstverständlich könne – wie bei allen Auswahlverfahren und Tests – immer nur ein punktueller Eindruck über die sprachlichen Fähigkeiten vermittelt werden. “Es kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass in der Praxis, im teilweise sehr hektischen schulischen Alltag, in Einzelfällen sprachliche Mängel sichtbar werden.” Hier ergreife man sofort Maßnahmen und stelle maßgeschneiderte Sprachkurse zur Verfügung. Zeigten diese Schritte keine Wirkung, “so behalten wir uns als Dienstgeber die Möglichkeit vor, das Dienstverhältnis zu beenden, was in entsprechenden Einzelfällen auch bereits geschehen ist”. Die BiM versicherte zudem, dass Pädagogen aus dem Ausland und mit Fluchterfahrung nicht aufgrund von Personalknappheit eingestellt worden seien – “sondern vorrangig vor dem Hintergrund der gegebenen Diversität der Kinder”. Man verfüge im Gegensatz dazu über eine sehr gute Personallage, sei aber im laufenden Austausch mit den Schulen. Kritische Rückmeldungen aus einzelnen Einrichtungen seien bereits zum Anlass genommen worden, “diesen Aspekten bei der Aufnahme neuer Pädagoginnen nochmals erhöhte Aufmerksamkeit zu geben”.

Das Büro des zuständigen Wiener Vizebürgermeisters Christoph Wiederkehr (NEOS) betonte gegenüber der APA, dass die Mehrheit der Freizeitpädagoginnen und –pädagogen der BiM Deutsch als Erstsprache hätten oder über Kenntnisse auf einem vergleichbaren Niveau verfügten, da sie in Österreich geboren und bzw. oder aufgewachsen seien. In diesem Zusammenhang verwies das Büro des Bildungsstadtrats auf das Ergebnis eine interne Umfrage. Demnach hätten nur 30 Prozent eine andere Muttersprache als Deutsch. “Wobei die Mehrheit dieser Personen in Österreich geboren ist oder das österreichische Schulsystem durchlauf hat und dementsprechende Kenntnisse hat”, sagte ein Sprecher Wiederkehrs.