Das mit Klimaveränderung auf der Erde scheint kein neuzeitliches Phänomen zu sein. Schon vor 900.000 Jahren machte der Wandel den Ahnen der Menschheit zwar zu schaffen – ausgestorben aber sind sie nicht. Das ist das Ergebnis von neuesten Untersfuchungen einer internationalen Forschungsgruppe, die jetzt im angesehenen fachblatt “Science” veröffentlicht wurden. Demnach seinen vor 900.000 Jahren 99 Prozent der menschlichen Ahnen ausgestorben. Nur etwa 1300 “Exemplare” von 100.000 damals existierenden hätten sich demnach fortgepflanzt und sich in den folgenden 600.000 Jahren bis zu den ersten Individuen des “Homo sapiens” entwickelt.

Das Team um Wangjie Hu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai stützt seine Kalkulationen auf die Analyse der Genome von 3154 heutigen Menschen verschiedener Herkunft. Mit einem neuen, komplexen Verfahren zur Analyse genetischer Varianten wollen die Forscher frühere Populationsgrößen ermittelt haben.

Schon damals Thema: die Trockenheit

Als Bestätigung für den festgestellten drastischen Bevölkerungsschwund deutet das Forschungsteam um Hu auch den Umstand, dass es aus jener Phase nur wenige fossile Funde von Menschen gebe. “Dieser heftige Flaschenhals könnte die extreme Seltenheit homininer Fossilien in Afrika und Eurasien vor 950.000 bis vor 650.000 Jahren erklären”, schreibt die Gruppe. Der damals schon in Asien verbreitete Homo erectus sei offenbar nicht betroffen gewesen, so die Forscher weiter.

Als Ursache des Bevölkerungsschwunds vermutet das Team klimatische Veränderungen. Vor etwa 900.000 Jahren hätten sich Vergletscherungen verstärkt und seien dauerhafter geworden. Dies sei mit einem Abfall der Meerestemperaturen, einer langen Trockenheit und Umwälzungen der Fauna in Afrika und Eurasien einhergegangen.