Es war ein unglaublich nervenaufreibendes Finale bei den Australian Open. Jannik Sinner forderte im Endspiel Daniil Medwedew heraus. Der Italiener behielt am Ende in fünf Sätzen mit 3:6,3:6,6:4,6:4,6:3 die Oberhand. Dabei gewann Medwedew die ersten beiden Sätze. Im Vergleich zu den Vorrunden spielte er mit weit höherer Geschwindigkeit bei den Grundschlägen und ließ so Sinner, der erstmals auf diesem Level im Endspiel stand, gar nicht ins Spiel kommen. Ein frühes Break zum 2:1 war schon die Vorentscheidung, zumal Medwedew beim eigenen Service nichts anbrennen ließ. Mit dem dritten Satzball holte er nach 36 Minuten zum 6:3 gar noch ein zweites Break gegen den Südtiroler.

Auch in Satz zwei ging es zunächst in dieser Tonart weiter: Mit Breaks zum 3:1 und 5:1 lag Medwedew flott wieder klar voran, dann gelang Sinner ein Rebreak und er verkürzte auf 3:5. Im neunten Game wurde Medwedew ob des kurzen Aufbäumens von Sinner etwas nervös und der Italiener hatte sogar noch eine Chance auf ein weiteres Break. Dann nutzte Medwedew aber seinen zweiten Satzball zum 6:3 nach 1:22 Stunden. Das gleiche Ergebnis wie im ersten Satz, zumindest zeigte Sinner im Finish aber mehr Gegenwehr.

Dritter Satz verlief ausgeglichener

Es schien alles auf einen Triumph des Russen hinauszulaufen. Doch da hat man die Rechnung ohne Sinner gemacht. Er konnte sich im Laufe des Spiels immer mehr steigern und siegte erstmals bei den Australian Open.

Doch der dritte Durchgang verlief ausgeglichener, zumal diesmal beide Protagonisten in ihren Aufschlag-Games souverän agierten. Doch im zehnten Game eröffnete sich für Sinner die Chance. Medwedew verwandelte ein 0:30 noch zum 40:30, doch danach nutzte Sinner die erste Möglichkeit zum Break und Satzgewinn. Nach 2:09 Stunden schaffte es Sinner in die “Verlängerung”.

Entscheidung nach 3:43 Stunden

Das Spiel stand ab nun auf der Kippe. Sinner schöpfte Selbstvertrauen, während bei Medwedew, der im gesamten Turnierverlauf fast sechs Stunden mehr auf dem Platz verbracht hatte, die Power in den Grundschlägen nicht mehr an jene der ersten beiden Sätze heranreichte. Sinner vergab aber je eine Breakchance zum 2:0 bzw. 3:1, danach fing sich Medwedew wieder und ließ selbst bei 3:3 eine wohl vorentscheidende Breakchance aus. Das sollte sich rächen, denn Sinner nutzte wie im Satz davor im zehnte Game seinen einzigen Satzball und erzwang mit dem 6:4 den nächsten Fünf-Satz-Kampf für Medwedew.

Jubel bei Jannik SinnerDavid GRAY / AFP

Sein vierter im siebenten Spiel in Melbourne, zweimal davon hatte Medwedew ein 0:2 in Sätzen noch gedreht. Nun drohte ihm selbst dieses Schicksal, eine 2:0-Führung im Melbourne-Finale aus der Hand zu geben. Zudem war ihm dies vor fast exakt zwei Jahren im Endspiel gegen Rafael Nadal passiert, als der Spanier ihm den Melbourne-Titel noch entriss. Jetzt waren dem Russen die gesamten Strapazen des Turniers anzumerken, er versuchte die Rallyes kurz zu halten und Sinner nutzte dies beinhart aus. Das Break zum 4:2 war dann nach 3:33 Stunden die Vorentscheidung. Zehn Minuten später servierte Sinner zum Triumph aus und ließ sich vor Freude auf den Rücken fallen.