Die Einvernahme des Ibiza-Detektivs wird sicherlich spannender als diverse “Das ist mir nicht erinnerlich”-Auftritte mancher Politiker: Julian H. (40) wird unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen zur Aussage in die Hofburg begleitet – immerhin muss H. befürchten, dass Killer-Kommandos eines montenegrinischen Drogen-Kartells sich für seine mutmaßlichen Kontakte zu einem konkurrenzierenden Clan rächen wollen.

Spannend wird die Einvernahme aber nur, wenn die Abgeordneten die richtigen Fragen stellen – und das wären die ersten sieben Fragen, die auch wir vom eXXpress gerne beantwortet hätten:

1 Wer hat sie für ihre Tätigkeit beim Ibiza-Video bezahlt?

2 Niemand? Und wie konnten sie die Finca, die europaweite Flucht, teure Mietwagen und ihre Anwälte bisher finanzieren?

3 Warum hatten sie ein Bankschließfach in Zürich?

4 Warum und wie oft hatten sie Kontakt zum mittlerweile untergetauchten und polizeilich gesuchten Wirecard-Manager Jan Marsalek?

5 Wieviele Wirecard-Konten haben/hatten sie?

6 Wann hatten sie vor ihrer Flucht (also vor Mai 2019) Kontakt mit Mitarbeitern des Verfassungsschutzes (BVT, LVT) oder anderen Beamten des Innenministeriums?

7 Warum schreiben sie in einem Chat am 17. November 2017, dass „die roten Idioten bezüglich Geld nicht weiter kommen”? Wer von der SPÖ war ihr Gesprächspartner?

Höchste Sicherheitsmaßnahmen bei der Aussage

Und auch diese Fragen sollten dem Privatdetektiv, der nach der Video-Veröffentlichung am 17. Mai 2019 untergetaucht ist und erst kürzlich in Berlin verhaftet worden ist, gestellt werden:

8 Warum chatteten sie nach Veröffentlichung des Videos im Mai 2019 noch elf Monate lang mit einem jetzigen Mitarbeiter im Kabinett von Vizekanzler Kogler?

9 Haben sie Ex-Klubobmann Johann Gudenus mit gewissen Video-Aufnahmen erpresst?

10 Stimmt es, dass sie einem Geschäftspartner eine Pistole mit ausgefräster Seriennummer geschenkt haben. Und wenn ja: Warum?

11 Wie oft haben sie sich mit HC Straches Sicherheitschef/Bodyguard vor 2017 getroffen – und warum?

12 Warum konnte ihre „Oligarchin“ so schlecht Russisch?

13 Haben sie auch von anderen österreichischen Politikern, Unternehmern oder Medienvertretern Videos, die für Erpressungsversuche genutzt werden könnten?

Unser Redaktions-Team wird mit großem Interesse die Arbeit der Abgeordneten beim U-Ausschuss am Donnerstag beobachten und für sie per Live-Ticker berichten. Die falsche Oligarchin, die ebenfalls viel zur Aufklärung der mutmaßlichen Straftat beitragen könnte, wird nicht mehr polizeilich gesucht: Die Fahndung wurde eingestellt. Laut Informationen, die aus dem Bundeskriminalamt dringen, könnte der Lockvogel keine Russin sein, sondern aktuell im bosnisch-serbischen Grenzraum leben und angeblich für eine Drogenbehörde tätig sein.

Glauben Sie, dass der Ibiza-Detektiv ohne Hintermänner arbeitete?