Heute steigt am Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen die erste Runde im Kampf des Stürmers um seine Fußballer-Ehre. Geht es nach Polster, hat er nicht 44, sondern 47 Tore für das Nationalteam erzielt. Bei Anerkennung würde er seinen hartnäckigsten Verfolger Marko Arnautovic (aktuell 36 Tore) noch weiter auf Distanz halten.

Für Polster geht es aber nicht nur um den Rekord, sondern vor allem um Gerechtigkeit. “Es ist eine Ungerechtigkeit”, poltert der 60-Jährige. “Es ist eine unbefriedigende Situation, weil es gibt keine inoffiziellen Länderspiele, weder beim Messi noch beim Ronaldo – und bei mir soll’s die geben?Mit seiner Klage will Polster auch für andere Spieler, denen es ähnlich ergeht, ein Zeichen setzen. So kommt etwa Manfred Zsak derzeit nur auf 49 Länderspiele. „Bei 50 würde er ein großes Geschenk vom ÖFB kriegen. Und 50 ist eine Marke, die du als Nationalspieler auch gerne erreichen möchtest“.

Klage gegen den ÖFB: Toni Polster kämpft auch für andere SpielerAPA

ÖFB zeigt sich bisher unbeeindruckt

Der ÖFB hingegen zeigt sich bisher wenig beeindruckt von Polsters Klage. “Das wird sicher ein spannendes Gerichtsverfahren”, sagt ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer. Man wolle keine Präzedenzfälle schaffen und habe zudem Bedenken, alte Statistiken zu korrigieren. Die Länderspiele seien Trainings- oder Freundschaftsmatches abseits der internationalen Regularien gewesen. Ein Tor beim 6:0 gegen Liechtenstein im Juni 1984 und zwei Tore beim 3:1 gegen Tunesien im Februar 1987 sind davon betroffen, weil die Partien nicht als offizielle Länderspiele anerkennt werden. Die Matches fanden im Rahmen von Trainingslagern statt. Polsters Anwälte argumentieren dagegen, dass die damaligen Spiele alle Kriterien von Länderspielen (Hymne, Schiedsrichter, etc.) erfüllt hätten.

Polster begann seine Karriere bei der Wiener Austria, wo er drei Meistertitel gewann. Nach Stationen bei Torino FC, Sevilla FC und Rayo Vallecano wechselte er 1993 nach Köln. Seit 2011 trainiert Polster, unterbrochen von einem kurzen Engagement bei der Admira, die in der Regionalliga Ost spielende Wiener Viktoria.