Der Impfturbo in Österreich zieht an und auch wenn er ursprünglich von Bundeskanzler Sebastian Kurz angekündigte Plan, allne Impfwilligen bis Ende Juni den ersten Stich zu ermöglichen, sich so doch nicht ganz ausgehen wird, schreitet die Immunisierung im Land mit großen Schritten voran. Betriebliche Impfungen und die Öffnung der Impfung für jüngere Zielgruppen ermöglicht immer mehr Menschen, sich ihr “Jaukerl” zu holen – das gilt auch für Österreichs Sportler. Aber wie stehen die Spitzenathleten des Landes eigentlich zur Corona-Impfung?

Auch wenn immer mehr Profi-Fußballer die Möglichkeit bekommen, sich gegen das Virus immunisieren zu lassen, machen längst nicht alle von dieser Gelegenheit Gebrauch. So herrschte etwa rund um die Impfungen bei Österreichs EM-Gruppengegner Niederlande Aufregung, weil sechs Spieler – darunter Juventus-Verteidiger Matthijs de Ligt und Wolfsburg-Stürmer Wout Weghorst – die Injektion verweigerten.

ÖFB hat auf Durchimpfung des EURO-Kaders verzichtet

Der ÖFB verzichtete auf eine Durchimpfung seines EURO-Kaders. Laut Teamarzt Michael Fiedler wollte man nicht das Risiko eingehen, dass Kicker an Nebenwirkungen laborieren und dadurch wertvolle Trainingszeit verlieren. Das ändert nichts daran, dass so manches Kadermitglied, organisiert über den jeweiligen Verein, schon vor der Ankunft im EM-Trainingscamp in Bad Tatzmannsdorf ein Vakzin erhalten hat.

Vom ÖFB gibt es mit Hinweis auf den Datenschutz keine Angaben darüber, welche Spieler bereits geimpft sind. Die betreffenden Kicker müssen sich in der Corona-“Bubble” weiterhin an sämtliche Vorgaben halten – im UEFA-Protokoll rund um die EM sind nämlich keine Vorteile für Geimpfte vorgesehen.

Foda: "Vertraue Experten, aber gebe keine Empfehlungen ab"

Daher gibt es auch für Franco Foda keine zusätzlichen Freiheiten, obwohl der Teamchef bereits vor einigen Wochen seine erste Dosis Biontech gespritzt bekam. Allerdings war der Grund für die Impf-Entscheidung ohnehin ein anderer. “Man lässt sich gegen einen schweren Verlauf impfen, aber auch für die Gesellschaft”, sagte der Deutsche, der seine zweite Impfung nach der EM erwartet.

Trotz seiner klaren Befürwortung einer Impfung will Foda vor den Spielern nicht die Werbetrommel rühren. “Man muss den Virologen Vertrauen schenken, aber ich bin keiner, der Empfehlungen abgibt.” Selbst Teamarzt Fiedler zeigte sich in dieser Angelegenheit zurückhaltend. Auf die Frage, ob er einem Spieler zur Impfung raten würde, meinte der im UKH Graz angestellte Mediziner: “Ich bin Unfallchirurg und Orthopäde, kein Infektiologe. Diesbezüglich kann ich zu dieser Frage keine wirklich medizinisch fundierte Antwort geben.”

ÖFB-Kicker zeigen pragmatischen Zugang zum Impfen

Die meisten Spieler haben die Entscheidung sowieso schon getroffen, und der Großteil der Kicker spricht sich für die Impfung aus. So auch Christoph Baumgartner. “Ich werde mich, sobald die Möglichkeit besteht, impfen lassen. Das ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, ins normale Leben zurückzukehren.” Laut Baumgartner wäre es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. “Aber ich bin keiner, der jemanden verurteilt, der sich nicht impfen lässt – der sagt, das Risiko ist mir zu hoch. Ich für mich sehe einfach den Nutzen der Impfung wesentlich höher als das Risiko.”

Auch Rechtsverteidiger Stefan Lainer und Philipp Lienhart deklarieren sich als klare Impf-Befürworter.  Aleksandar Dragovic plädiert für einen pragmatischen Umgang mit dem Virus und ist vor allem erleichtert darüber, dass seine Großeltern, zu denen er ein inniges Verhältnis hat, die Injektionen erhalten haben. “Ich brauche die Impfung nicht, habe aber auch kein Problem damit. Früher oder später wird man sich impfen lassen müssen. Ich sehe das komplett locker, für mich ändert sich dadurch nichts, ob ich mich impfen lasse oder nicht. Wenn ich muss, muss ich, da habe ich auch kein Problem damit”, sagte der Innenverteidiger. (APA/red)