Viele Stern-Reporter wurden an der berühmten Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg ausgebildet. Dort werden wichtige Regeln von Schul-Gründer und Sprachpapst Wolf Schneider gelehrt. Dass im Tomatensaft Tomaten enthalten sind, im Hustensaft aber kein Husten. Und ähnliche Besonderheiten der deutschen Sprache. Nur mit der Mathematik befassen sich die journalistischen Eleven nicht – was sich jüngst wieder einmal als schwerer Nachteil herausstellte.

Es waren Stern-Reporter, die einen Klima-Alarm der Sonderklasse ausriefen. Ausgerechnet der Gardasee, größtes Binnengewässer Italiens und beliebtes Urlaubsziel der Österreicher, drohte demnach aufgrund der Klima-Apokalypse auszutrocknen. Zahlreiche große Medien im Aus- und Inland übernahmen die Meldung ungeprüft und setzten das Drama um den Gardasee in die Welt. Anders der eXXpress. Unser Bericht “Doch keine Dürre-Katastrophe: Medien blamieren sich mit Klimapanik” wurde von den Lesern heiß diskutiert und schlug ebenfalls hohe Wellen.

Milchmädchen-Rechnung der Reporter zerlegt

Der bekannte Kabarettist Dieter Nuhr, ein studierter Gymnasial-Professor, zerlegte jetzt süffisant die Gardasee-Ente der Stern und gab indirekt dem eXXpress recht. Und so hatten die Reporter gerechnet: Weil an einem bestimmten See-Pegel der frühere Wasserstand von einem Meter im Frühjahr 2023 nur noch 40 Zentimeter betrug, schlossen die Autoren der Geschichte, das drei Fünftel des Gardasee-Wassers aufgrund der Klimakrise verschwunden seien.

Tatsächlich ist das gigantische Gewässer bis zu 346 Meter tief. Die 60 Zentimeter Pegelstand abgezogen, blieben immer noch 345, 40 Meter Tiefe übrig. Jedem Schüler wäre aufgefallen, dass nicht nur 38 Prozent des Wassers aufgrund des Klimas übrig blieben, wie der Stern weiter mutmaßte.

Dieter Nuhr verpackte die Mathematik-Legasthenie der Schreiberlinge in einen netten Vorschlag: “Ich empfehle einen Redaktionsausflug der gesamten Stern-Redaktion an den Gardasee. Wer es dann trockenen Fußes bei über 345 Metern Wassertiefe ans andere Ufer schafft, darf sich Jesus nennen.”