Laut der österreichischen Energie-Regulierungsbehörde E-Control liegt der russische Gasanteil dieses Jahr im Schnitt bei 60 Prozent. Im September waren es sogar 80 Prozent – fast genauso viel wie zu Kriegsbeginn. Ex-E-Control-Chef Walter Boltz und Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss warnen: Lieferausfälle aus Russland hätten hohe Preise zur Folge.

Gänzlich Anderes hatte Energieministerin Gewessler (Grüne) zwei Monate nach Beginn von Russlands Ukraine-Invasion verkündet: Bis zum Jahr 2027 sollte Österreich vollständig unabhängig von russischem Gas werden. Nach wie vor ist davon nichts zu bemerken.

Ganz ohne russisches Gas? Davon sprach vor eineinhalb Jahren Grünen-Ministerin Leonore Gewessler (Bild).

Experte: Firmen stecken den Kopf in den Sand

Kritik äußern nun Experten auch an Gas Connect Austria (GCA), dem Betreiber der Pipeline. Dort treibe man den Ausbau einer Leitung für deutsches Gas nicht energisch genug voran, heißt es. „Im Moment kommt das meiste immer noch aus Russland“, sagt dazu GCA-Chef Stefan Wagenhofer in einem Radio-Interview.

Das Gas fließt durch die Ukraine nach Österreich. Die ukrainische Vizepremierministerin Olha Stefanischyna verspricht, dass dies so bleibt. Doch laut E-Control-Chefin Carola Millgramm ändert das nichts am Risiko von Beschädigungen der Pipeline im Konfliktgebiet. „Die Leitung liegt weiterhin im Kriegsgebiet“, warnt Millgramm.

Österreich hält auf jeden Fall an russischem Gas fest. Der aktuelle Liefervertrag endet erst im Jahr 2040. Sollte es jedoch zu einem Lieferstopp kommen, hat sich die OMV bereits alternative Gasquellen gesichert. Doch die meisten regionalen Energieversorger setzen weiterhin stark auf Russland, berichtet Ex-E-Control-Chef Walter Boltz.