Besser hätte es für Anna Gasser bei den Olympischen Winterspielen im Big Air nicht laufen können. Die Snowboarderin holte die insgesamt 16. Goldmedaille für Österreich bei den Winterspielen in Peking. Die Kärntnerin (30) war von Anfang an auf Medaillenkurs. “Es ist so unerwartet für mich. Es hat heuer nie hundertprozentig gepasst, und heute nach all den Monaten in denen ich ein bisschen Pech hatte, hat alles zusammengepasst. Das macht es umso schöner. Dieses Mal habe ich gar nicht so an das Ergebnis gedacht. Ich wollte einfach meine Tricks machen und mein Bestes zeigen. Ich wäre auch mit Bronze heute zufrieden gewesen”, erklärte Gasser, die nun einer exklusiven Gruppe angehört.

Gasser ist Österreichs erste Doppel-Olympiasiegerin, die nicht aus dem Alpin-Bereich kommt. Das war davor nur Trude Jochum-Beiser, Petra Kronberger und Michaela Dorfmeister gelungen. Mit einem Frontside Double Cork 1080 holte Gasser 90 Zähler und reihte sich hinter Sadowski Synnott auf Platz zwei ein. Mit einem Backside Double Cork 1080 (86,75 Punkte) behauptete sie Rang zwei und verkürzte den Rückstand auf 0,25 Punkte. Bei ihrem finalen Sprung, vor dem sie Silber schon sicher hatte, packte Gasser erstmals in einem Bewerb den Cab Double Cork 1260. Der Sprung mit dreieinhalb Drehungen, davon zwei über Kopf, gelang ihr perfekt.

Gasser bereits vor finalem Sprung auf dem Podium

Dank 95,50 Punkten, der letztlich höchsten Wertung des Bewerbs, setzte sie Sadowski Synnott unter Druck. Im Unterschied zum Slopestyle, als sich die Neuseeländerin mit ihrem letzten Versuch Gold gesichert hatte, konnte Sadowski Synnott diesmal nicht nachlegen. “Zu sehen, wie Anna den Cab 12 springt und ihre Medaille verteidigt, war ein großartiger Moment und wir freuen uns alle füreinander”, musste die Gewinnerin der Silbermedaille neidlos anerkennen.

Bereits vor dem finalen Sprung auf Platz zwei hatte Gasser eine Medaille sicher: “Dass ich eine Medaille habe, hat natürlich ein bissi gehoffen. Ich wusste, ich fahre nicht mit leeren Händen heim, habe zwei super Tricks gestanden. Und diesen einen Trick habe ich noch nie im Wettkampf gemacht, aber ich habe ihn so hart trainiert, ich wollte ihn unbedingt im Wettkampf zeigen. Ich habe mir gedacht: Ich hätte es mir verdient, dass ich den lande. Wegen diesem Trick bin ich hergefahren. Ich habe ihn in keinem Training gemacht, aber ich habe innerlich gewusst: Ich könnte nicht besser vorbereitet sein”, freute sich Gasser über ihren gelungenen Premierensprung.

Gasser betonte allerdings auch, dass die Vorbereitung auf den Wettkampf nicht einfach war. Ihr Lebensgefährte Clemens Millauer brach sich im Training den Knöchel. “Eigentlich war die Vorbereitung für den Wettkampf extrem schwer,” meinte die Doppel-Olympiasiegerin.

“Ich war nicht gut drauf nach den Trainings. Ich habe damit gehadert, dass ich den Trick trainiert habe und es daran scheitert, dass ich im Anlauf zu langsam bin. Als er sich wehgetan hat, habe ich gar nicht mehr so an den Bewerb gedacht, meine Perspektive hat sich ziemlich verändert. Man denkt sich dann, dass es wichtigere Sachen als die Medaille gibt. Der Clemens ist so eine wichtige Person für mich, eine Stütze. Ich wusste im ersten Moment nicht, wie ich das schaffen soll. In Korea war er die Person, die mir geholfen hat und mich beruhigt hat. Aber ich habe mit ihm vor dem letzten Sprung telefoniert. Irgendwie ist er doch heute mitgefahren”, erzählte Gasser.