Ein Umstand, über den in der politischen Landschaft große Einigkeit besteht ist, dass das sich das österreichische Steuer- und Abgabensystem durch eine überdurchschnittliche Belastung des Faktors Arbeit auszeichnet. Sowohl Arbeitnehmer, Arbeitgeber, als auch der Kunde haben massive Abgaben zu tragen, denn sonst wäre eine Abgabenquote von 49% im Schnitt unmöglich.

Ein sehr greifbares Beispiel ergibt sich bei Instandhaltungsarbeiten. Ob in Heim, Wohnung oder am Auto – Arbeitsleistungen haben sich in den letzten Jahren massiv verteuert. Renovierungen und Reparaturen, die von professionellen Handwerkern durchgeführt werden, sind für viele Menschen in Österreich kaum noch leistbar.

Zu den Fakten:

– Bei Installateuren betragen laut den Zahlen der Arbeiterkammer Oberösterreich die Stundensätze bei Monteuren zwischen 51 und 99 Euro, durchschnittlich 79 Euro pro Stunde. Hinzu kommen dann noch Fahrtkosten, wo im Schnitt 35 Euro verrechnet werden. Die Rechnung für eine einstündige Leistung des Installateurs ergibt somit im Schnitt ca. 120 €.

– Bei dem Mechaniker gestaltet sich die Rechnung etwas einfacher, weil der Kunde direkt in die Werkstatt kommt und somit keine Wegkosten für den Dienstleister anfallen. Von der Arbeiterkammer wird in den unteren Fahrzeugklassen ein Stundensatz von 120 Euro angenommen mit dem Hinweis, dass die Preise je nach Marke und Typ auf Sätze von bis zu 313 Euro pro Stunde ansteigen können.

Zu den Arbeitern:

– Der Gehaltsrahmen in beiden Branchen mit 5-10 Jahren Berufserfahrung liegt bei ca. 35.000 € Brutto jährlich, was bei durchschnittlich 1700 Aktivstunden pro Jahr zu einem Nettolohn von rund 15 Euro pro Arbeitsstunde führt.

In aller Kürze:

– Der Kunde zahlt laut Arbeiterkammer im Schnitt 120 € für die Dienstleistung und der Handwerker geht nach einer Stunde mit 15 € Netto nach Hause.

Stellt der Installateur sein Auto zum Pickerl in die Werkstatt, so muss er 8 Stunden für eine Stunde Arbeit des Mechanikers bezahlen. Lässt der Mechaniker gleichzeitig zuhause seine Therme im Badezimmer professionell warten, so muss er den ganzen Tag arbeiten, nur, um sich den Installateur für eine Stunde kommen zu lassen.

Willkommen in Österreich! Wo sind 105 € hin?

Der Kunde zahlt 120 € für die Dienstleistung und der Handwerker geht nach einer Stunde mit 15 € Netto nach Hause. Nun stellt sich die Frage, wo die fehlenden 105 € hingekommen sind.

Wo sind die 105 € hin? Diese Frage hat sich auf Wunsch der Landesinnungen der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker im Jahr 2023 auch die KMU-Forschung angesehen.

Ergebnisse der Musterstundensatzkalkulation:

• Ca. 30 % der Stundenkosten sind die Gemeinkosten, womit Innendienst, Arbeitsmaterial und Stehzeiten abgedeckt werden.
• Der Gewinnaufschlag des Betriebs wird mit ca. 5 % der Summe angenommen und weitere ca. 5 % teilen sich auf Skonto und Zulagen auf.
• Die restlichen ca. 60 % der Dienstleistung gönnt sich der Staat über Abgaben.

Von einer Installateurs-Dienstleistung um 120 € Euro gehen also:

15 € gehen als Nettolohn an den Arbeiter
40 € an den Betrieb für Innendienst (der auch Steuern und Abgaben zahlt), Betriebsmittel und Stehzeit
5 € sind Skonto und diverse Zulagen
5 € sind der Gewinn des Betriebs
55 € gehen als Abgaben an den Staat (wobei aufgeteilt in 20 € Mehrwertsteuer, 30 € Lohnnebenkosten und 5 € Lohnsteuer)

Jeder Unternehmer wird diese Rechnung im Großen und Ganzen nachvollziehen können. Die Gemeinkosten variieren natürlich von Branche zu Branche, da ein Installateur- oder Mechanikerbetrieb natürlich mehr Betriebsmittel und Innendienstmitarbeiter benötigt als zum Beispiel ein freiberuflicher Mathematik-Nachhilfelehrer der seine Termine selbst fixiert.

Die Zahlen bleiben gleich. In den meisten Fällen verdient der Staat über Abgaben bei jeder Arbeitsstunde weit mehr als Dienstgeber und Dienstnehmer zusammen.

Die Erklärung für den Mechaniker lautet also – er arbeitet:

1 Stunde für die Arbeit des Installateurs,
20 Minuten für Rechnungsskonto und Zulagen,
20 Minuten für den Gewinn des Installateur Betriebs,
2 Stunden und 40 Minuten für den Innendienst, Betriebsmittel und Stehzeit,
3 Stunden und 40 Minuten für die Abgaben des Staates.

Natürlich erhält man dafür eine Pension, hat Zugang zu ärztlicher Versorgung und Krankenhausbehandlungen, und wird im Falle von Operationen versorgt. Bei Unfällen stehen Rettungsdienste und die Polizei zur Verfügung. Unterstützung wird den Bedürftigen gewährt, sei es den Armen, Arbeitslosen oder anderen Hilfsbedürftigen. Zudem erhalten Betriebe während der Corona-Pandemie Unterstützung. Die Straßen sind gut ausgebaut, die Städte sind sauber und das öffentliche Verkehrssystem ist effizient.

Ja, meine Freunde, aber merkwürdigerweise funktioniert dies auch in der Schweiz.