“Herr Selmayr wurde zu einem Gespräch mit dem Generalsekretär ins Außenministerium zitiert”, teilte eine Sprecherin von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Donnerstag mit. Selmayr hatte die Zahlungen Österreichs als “Blutgeld” bezeichnet.

"55 Prozent des Gases kommen weiterhin aus Russland"

“Oh mein Gott, 55 Prozent des österreichischen Gases kommen weiterhin aus Russland”, sagte der EU-Vertreter bei der Diskussionsveranstaltung der Kunstmesse viennacontemporary.

Österreich finanziere somit Putins Krieg und niemand sei auf der Wiener Ringstraße, um dagegen zu protestieren. “Das verwundert mich, denn Blutgeld wird jeden Tag mit der Gasrechnung nach Russland geschickt”, erklärte Selmayr. Er verstehe zwar die Energieprobleme, Österreich sei jedoch ein reiches Land und könne wie auch andere Staaten ohne russisches Gas auskommen, erläuterte er.

Konter der FPÖ, Grüne auf der Seite Selmayrs

Sogar die EU-Kommission in Brüssel kritisiert die Aussagen Selmayrs: „Die Kommission distanziert sich von den bedauerlichen und unangemessenen Aussagen des Leiters der Repräsentanz in Österreich“, heißt es in einer Stellungnahme der stellvertretenden Chefsprecherin der EU-Behörde, Dana Spinant, vom Donnerstag. Die Kommission habe Selmayr aufgefordert, „unverzüglich in Brüssel über den Vorfall Bericht zu erstatten“, heißt es in der Stellungnahme der EU-Kommission weiter.

Die FPÖ kontert bereits scharf auf die Attacke des EU-Beamten, auch Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) kritisiert den “Blutgeld”-Sager als „unseriös und kontraproduktiv“ sowie „völlig einseitig“.

Zustimmung erhielt Selmayr allerdings von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Er habe „das auch schon so bezeichnet“, meinte Kogler in einem Puls24-Interview. „Es war einfach ein Fehlverhalten, Putin den roten Teppich in Wien auszurollen“, das habe er schon 2014 gesagt, erklärte der Vizekanzler.

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