Ex-Kanzler Werner Faymann (SPÖ) machte im Jahr 2016 den Anfang: Am 9. Mai 2016 erklärte er bei einer Pressekonferenz, sowohl vom Amt des Bundeskanzlers als auch als Vorsitzender der SPÖ zurückzutreten. Doch mit ihm war nicht Schluss. Seither erlebte Österreich fast kein Jahr, in dem nicht mindestens ein prominenter Politiker das Weite suchte.

Die Buhrufe am 1. Mai sind bis heute unvergessen, auch innerhalb der SPÖ. Für Werner Faymann bedeuteten sie das baldige Ende. Noch im selben Monat legte er alle Ämter nieder.APA/GEORG HOCHMUTH

Im Mai 2017 folgte Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner („Ich bin kein Platzhalter“). Dass Sebastian Kurz die Volkspartei übernehmen würde, damit hatten bereits viele gerechnet. Der Zeitpunkt von Mitterlehners Rücktritt erfolgte dennoch überraschend. Im selben Monat verabschiedete sich auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig von der Politik. Ihr war die Belastung zu groß geworden, wie sie erklärte.

Ein Abgang, den viele innerhalb der ÖVP auch noch nicht vergessen: Reinhold Mitterlehner schmeißt im Mai 2017 hin.APA/AFP/JOE KLAMAR

Unter Tränen verkündete ein Jahr später NEOS-Chef Matthias Strolz, sich aus der Politik zurückzuziehen. Über seine damaligen Beweggründe gibt es unterschiedliche Ansichten. Möglicherweise hatte der pinke Politiker zur Zeit von Türkis-Blau jegliche Hoffnung auf eine baldige Regierungsbeteiligung seiner Partei aufgegeben. Beate Meinl-Reisinger folgte ihm nach.

NEOS-Parteichef und -Gründer Matthias Strolz zog sich 2018 zurück.APA/GEORG HOCHMUTH

Im Mai 2019 sollten neuerlich bewegte Zeiten auf die heimische Politik zukommen. Der damalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache trat infolge des Ibiza-Videos zurück. Wie schon zwei Jahre zuvor folgten auf diesen Rücktritt wenig später Neuwahlen.

Heinz-Christian Straches Glück und Ende: Ibiza leitete im Mai 2019 das Ende ein.APA/AFP/ALEX HALADA

Ein Jahr später war mit Ulrike Lunacek wieder eine Grünen-Politikerin an der Reihe. In der Corona-Pandemie fühlten sich sämtliche Künstler von der damaligen Kunst- und Kulturstaatssekretärin im Stich gelassen – und sie womöglich ebenso von ihrer eigenen Partei samt Partei-Chef – Vizekanzler Werner Kogler – , der öffentlich inmitten der anhaltenden Kritik Lunacek nie den Rücken stärkte.

Ulrike Lunaceks (Grüne) Rückkehr in die Politik, nachdem die Grünen zunächst aus dem Nationalrat geflogen waren, währte kurz: Im Mai 2020 trat sie ab.APA/HANS KLAUS TECHT

Im anschließenden Jahr 2021 gab es im Mai – erstmals keinen Rücktritt eines Politikers. Die Corona-Pandemie und Lockdowns bestimmten das Geschehen. Diesen „Aussetzer“ machten im Folgejahr dafür gleich wieder zwei Politikerinnen wett: Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und Wirtschaftsministerin Margarethe Schrammböck (beide ÖVP) zogen sich zurück. Ein Jahr später ist neuerlich eine Frau an der Reihe, diesmal – zum ersten Mal seit Faymann – wieder von der SPÖ: Pamela Rendi-Wagner.

Wenige Monate nachdem Sebastian Kurz die Politik verlassen hatte, suchte auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) das Weite.APA/HANS PUNZ