Weiter ein Preistreiber – die Energie: Sie bleibt mit 38,0 Prozent auf ähnlichem Niveau wie im Mai mit 38,3 Prozent. Noch schlimmer ist die Situation bei den Nahrungsmitteln: Sie kosteten 12,7 Prozent mehr als im Juni 2021. Hier hat sich der Preisauftrieb noch beschleunigt (Mai: +11,1 Prozent). Für Dienstleistungen mussten 2,1 (Mai: +2,9) Prozent mehr bezahlt werden.

Immer noch auf Rekord-Niveau: Die Inflation in Deutschland!O.Ginner/APA

Keine nachhaltige Entspannung

Eine nachhaltige Entspannung bei den Preisen sehen Experten vorerst nicht. “Man darf sich nicht Sand in die Augen streuen lassen”, sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Erst ab Jänner 2023 dürfte es dann nach unten gehen, wenn nicht neue Krisen ausbrechen sollten.

"Gefühlte Inflation" für den Bürger aussagekräftiger

Aber lassen wir uns nicht täuschen: In der Wahrnehmung der Verbraucher steigen die Preise mehr als doppelt so schnell wie offiziell gemessen. Die gefühlte Inflationsrate liege derzeit bei fast 18 Prozent, so Kater. “Das ist ebenfalls historisch hoch.” Viele Haushalte müssten auf Erspartes zurückgreifen, um über die Runden zu kommen. Auch in Österreich ist eine ähnliche Tendenz zu erkennen.

Viele Haushalte müssen ihr Erspartes angreifen, um über die Runden zu kommen - die Spitze der Inflation wird für September erwartetGetty Images

“Es handelt es sich wohl eher um eine Atempause und nicht um einen Wendepunkt in der Inflation”, sagte der Chefökonom des Vermögensverwalters HQ Trust, Michael Heise. Die staatlichen Maßnahmen wie Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket hätten den Preisanstieg um etwa 0,9 Prozentpunkte gedrückt, laufen aber im August wieder aus.

Höhepunkt der Inflation im September erwartet

“Der Höhepunkt der Inflation dürfte eher im September erreicht werden”, erwartet Heise deshalb. Das sieht auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer so: Spätestens mit dem Ende dieser Entlastungen im September sollte die Inflation wieder nach oben springen”, betonte er. “Das gilt umso mehr, als die deutschen Unternehmen die massiv gestiegenen Materialkosten noch lange nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben haben.”

Deutsche beginnen beim Einkauf zu sparen

Mehr als die Hälfte der Deutschen mit niedrigerem Einkommen will einer Studie zufolge wegen der hohen Inflation weniger Lebensmittel einkaufen. Rund 52 Prozent der Erwerbspersonen mit einem relativ niedrigen Haushaltseinkommen bis 2.000 Euro netto im Monat sehen sich genötigt, sich wegen der gestiegenen Preise vor allem für Energie bei Nahrungsmitteln einzuschränken, so das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Darunter wollen rund 18 Prozent den Konsum etwa von Nahrungsmitteln, Getränken, Tabakwaren und ähnlichem sogar “bedeutend” zurückfahren.