Seitenlang listet die Richterin des Landesgerichts Wien in dem bisher geheimen Akt auf, was dem Haupttatverdächtigen im Ibiza-Krimi vorgeworfen wird. “Besonders schwer könnten die darin genannten Drogendelikte wiegen”, analysiert der Herausgeber der Aufdecker-Plattform eu-infothek.com, Gert Schmidt. Ihm wurden die brisanten Aktenseiten zugespielt, die jetzt auch der eXXpress veröffentlichen kann. Die Begründung des Landesgerichts für die Verhängung der U-Haft liest sich wie ein packender Mafia-Krimi: Detailliert wird im Dossier zusammengefasst, an wen der seit zwei Wochen in Untersuchungshaft sitzende Ibiza-Detektiv hochwertiges Kokain weitergegeben haben soll – für den Tatverdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.

Zitat aus dem bisher unter Verschluss gehaltenen Bericht: ” . . . Julian H. ist dringend tatverdächtig, dem abgesondert verfolgten K. Kokain zu einem Reinheitsgehalt von zumindest 70 Prozent jeweils zu einem Grammpreis von 40 Euro überlassen zu haben. In Salzburg 250 Gramm. In Niederösterreich nahe der Stadt Haag im Sommer 2018 500 Gramm, in Oberösterreich im Dezember 2018 500 Gramm.”  Also allein diesem Ex-Partner, der aktuell in Haft sitzt, 1250 Gramm . . .

Weiters auf der Liste: H. gab einem Politiker “Ende April 2017” Kokain, das “er konsumationsfertig auf einem Tisch im Hotel Sofitel in Linien auflegte, die dieser in weiterer Folge konsumierte”. Dann folgen weitere vier Namen von Kokain-Kunden, die 2015 bis 2017 die teure Droge von H. bezogen haben sollen.

Justiz stellt fest: Auch für die "Oligarchin" gab's Kokain

Wie der bereits erwähnte Politiker dürfte auch die falsche Oligarchin, die sich Alyona Makarov genannt hat, beim Kokain-Konsum vom Haupttatverdächtigen gefilmt worden sein: Wie könnte die Justiz sonst davon ausgehen, dass auch die falsche Multimillionärin “zwischen 27. März 2017 und Ende April 2017 eine noch festzustellende Menge mit einem durchschnittlichen Reinheitsgehalt von 20 Prozent konsumierte”? Immerhin ist die Blondine untergetaucht und lasse sich laut Polizeikreisen “ganz schwer finden”. Ein Grund dafür könnte sein, dass diese Lady schon seit langem und immer wieder für eine Drogenbehörde als Lockvogel arbeitet und eigentlich aus Bosnien stammt.

Zusätzlich listet die Justiz in der Begründung für die Verhängung der U-Haft noch weitere strafrechtlich relevante Vorwürfe gegen Julian H. auf: So stehe er auch “in dringendem Verdacht”, das Vergehen der Annahme, Weitergabe oder des Besitzes falscher oder verfälschter Urkunden begangen zu haben, ebenso das Vergehen der Fälschung besonders geschützter Urkunden. Der letzte Punkt in der langen Reihe möglicher Vergehen ist der mutmaßliche “Missbrauch von Tonaufnahme- und Abhörgeräten”, also die Produktion des bekannten Ibiza-Videos.

Schon die Auflistung all dieser Drogenkunden und anderer Delikte könnte den Schluss zulassen, dass der Untersuchungs-Häftling keinesfalls ein ganz so harmloser Detektiv war. Umso interessanter ist, dass sich eine Wiener Immobilienmaklerin, die auch jahrelang intensive Kontakte zu mehreren Politikern in der FPÖ-Führung pflegte und mit einer TV-Talklady befreundet war, immer wieder mit diesem “Ermittler” getroffen hat. Auch die Journalisten zweier deutscher Medien sowie ein Ex-Wahlkampfhelfer des österreichischen Bundespräsidenten dürften wenig recherchiert haben, von wem sie sich das Ibiza-Video zeigen ließen . . .

Haftbefehl, U-Haft-Beschluss, der ganze Akt - alles liegt dem eXXpress vor.