Die Haftbeschwerde des sogenannten Ibiza-Detektivs Julian H. erweist sich jetzt für ihn als Bumerang: In der Begründung der Ablehnung seiner Beschwerde fasst das Oberlandesgericht Wien zusammen, warum sehr wohl Flucht-, Verdunkelungs- und Wiederholungsgefahr bestehen würde und begründet das mit Ermittlungsergebnissen des Bundeskriminalamts und auch mit auf Mobiltelefonen entdeckt Chats der mutmaßlichen Haupttäter des Video-Krimis.

Dem eXXpress liegt einer dieser Chats vor – es ist eine Unterhaltung, die viel vom Charakter der zwei Haupttatverdächtigen und auch von ihrem Willen zeigt, Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache existentiell komplett zu vernichten. So ist darin klar die Rede davon, dass Straches Bodyguard selbst im August 2019 noch Skrupel hat, mögliches Belastungsmaterial gegen seinen Ex-Chef an die Öffentlichkeit zu geben. Möglicherweise auch deshalb, weil er sich damit selbst schaden könnte, oder aber auch, weil manches nicht einer seriösen Prüfung standhalten würde.

Das Zögern des Strache-Leibwächters ist den beiden Haupttatverdächtigen dann ziemlich egal: Wie der Chat zeigt, wollen sie ihren Coup im Sommer 2019 weiter durchziehen – so lange, bis Strache total erledigt ist: Vor der Nationalratswahl am 29. September sollte die Spesen-Politbombe nochmals richtig zünden.

Im Chat der Haupttatverdächtigen: "Ist halt ein großes Risiko"

Und hier ist die Abschrift des Chats aus dem bisher vertraulichen Schriftsatz des Oberlandesgerichts Wien. Dazu schreibt die Justiz wörtlich: “Zudem verstärkt ein zwischen Julian H. und Dr. M. im August 2019 geführter Chat den Verdacht, dass R. (der Bodyguard, Anm.) mit dem Vorgehen des Dr. M. gar nicht einverstanden gewesen sein soll.”

Anfangs geht es generell um HC Strache:

“Er ist ideologiefrei und will scheinbar nur an die toepfe der republik.”

“Pruefung. Nein. Eher auf Schilderungen beziehen.”

“Was macht r (Straches Bodyguard, Anm.) dann glauben das nicht du die Quelle v buzz bist”

“Weil die Orte werden ihn glauben lassen bist nicht du aber er weiss das er so ein Gespräch nie hatte u da du erwähnt bist musst du zwingend drin hängen”

“Es gab zwei Gespräche zu dritt w. und ein neos typ”

“Schon klar”

“Aber wenn er Orte hört muss er glauben das es jemand ist der mehr info hat als was er gegeben hat. Sogar wenn er auf Metadaten kommt ist klar das du es gegeben haben musst oder selbst die Quelle bist. So u so geht er auf dich los weil er dir weder erlaubt hatte es aus der Hand zu geben noch ihn zu hintergehen.”

“Ist halt eine hohe Risiko das er egal was er glaubt davon ausgeht das du ihn belogen hast oder f . . ..”

“Kombi treffen mit dir u info die ihm nicht bekannt ist ist der heikle part. Lasst egal wie nur den Schluss zu das du irgendwie part hast und ihn nichts gesagt hast Damit bist du so u so ein Verräter.”

“Warum ist es wichtig deine Anwesenheit bei dem meetlng anzugeben. Wenn man nur behauptet es gab eines dann kann er eher glauben das ihn jemand anders mit einer dummen lüge versucht vorzuführen u weil du in seinem Kopf unmöglich die Orte kennen kannst wird er an einen internen Verräter glauben Verstehe. Was schlägst du konkret vor?”

“Melde mich dann von meinem Überleg noch. Mir scheint die Kombi halt heikel Tendenziell würde ich meinen wenn man schon ein meeting erfindet v dem er weiss das es so nie stattgefunden hat ists besser dich rauszulassen. Man kann ja stattdessen behaupten du hättest es arrangiert. Das lasst sich v jeden ausenstehenden erzählen weil medial deine rolle als Anbieter genug gewälzt wurde.”

“Ich lösche hier alles OK? Ja klar Danke Gecleart …“;

Falsche Spur zu "FPÖ-internem Verräter"

Mit diesem sichergestellten Chat wird einiges klar: Der Leibwächter Straches hatte Skrupel, seinem Ex-Chef mit der Veröffentlichung der Spesen-Unterlagen den politischen “Todesstoß” zu verpassen – woraufhin die beiden Haupttatverdächtigen im Ibiza-Krimi überlegten, wie sie den Mitwisser austricksen könnten. Sogar die Spur zu “einem internen Verräter” in der FPÖ sollte gelegt werden, schrieben sich Julian H. und der Ibiza-Anwalt, der lange Zeit mit einer jetzigen Krone-Mitarbeiterin liiert war.

Ebenfalls interessant: Es hat vor der Verteilung der Unterlagen zur Spesen-Affäre im August 2019 “zwei Gespräche zu dritt” gegeben – bei einem sei auch “ein Neos-Typ” dabei gewesen . . .

Aus dem Schriftsatz des Oberlandesgerichts Wien: der Chat der Haupttatverdächtigen im Ibiza-Krimi