Es ist das heißeste Gerücht in diesem Corona-Frühling: Offenbar setzen bereits mehrere Staats- und Regierungschefs darauf, dass Sebastian Kurz mit Ende der Legislaturperiode 2024 nach Brüssel wechselt – um dort Kommissionspräsident zu werden. Nie standen die Chancen besser, weil sich Angela Merkel von der internationalen Bühne verabschiedet und sich viele einen neuen Kurs wünschen.

Kurz genießt hohes Ansehen innerhalb der EU

Konkret geht es dabei unter anderem um die Beziehungen in den mittel- und osteuropäischen Raum, wo sich Kurz als Brückenbauer etabliert hat. Bisher sperrt sich die deutsch-französische Allianz gegen einen solchen Öffnungskurs, den sich vor allem die Wirtschaft wünscht, aber Kurz könnte von seinen guten Kontakten zu den dortigen Regierungen profitieren. Plus: Er genießt hohes Ansehen bei den konservativen Vertretern innerhalb der EU. Seine schwarz-grüne Koalition gilt dort als fortschrittlich und könnte auch in Deutschland ab dem Herbst Realität werden.

Und so würde der Zeitplan aussehen

Die jetzige türkis-grüne Legislaturperiode läuft im Jahr 2024 aus, ungefähr zeitgleich endet auch die Funktionsperiode von Ursula von der Leyen. In etwa ein Jahr davor könnte Kurz in Österreich einen Nachfolger – oder eine Nachfolgerin – für sich in Stellung bringen. Der einst als Favorit gehandelte Kandidat, Finanzminister Gernot Blümel, gilt mittlerweile als eher unwahrscheinlich.

Aus dem Umfeld von Kurz heißt es, der 34-Jährige wäre nicht abgeneigt der jüngste Kommissionspräsident aller Zeiten zu werden. Es wäre zumindest eine echte Sensation und würde der EU ein moderneres, frisches Image verpassen. Große Themen in dieser Zeit werden voraussichtlich Klimafragen, das Verhältnis zu China sowie eine mögliche EU-Erweiterung sein.

Bleibt also die Frage, wer in Österreich nach Kurz das Ruder übernehmen könnte. Nicht wenige Beobachter glauben, dass eine Frau zum Zug kommen könnte – oder ein Vertreter aus den Ländern. Drei Namen fallen in diesem Zusammenhang besonders oft.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger

Elisabeth KöstingerAPA/HERBERT NEUBAUER

Jung, frisch, unbelastet: Die 42-Jährige gehört zum inneren Kreis von Sebastian Kurz und macht als Landwirtschafts- und Tourismusministerin eine gute Figur. Sie war viele Jahre EU-Parlamentarierin und galt als Teil des engsten Vertrautenkreises von Kurz, bevor er Obmann der ÖVP wurde. Köstinger gilt als diplomatisch, blitzgescheit und: Sebastian Kurz vertraut ihr.

Der oberösterreichische LH Thomas Stelzer

Thomas StelzerAPA/HELMUT FOHRINGER

Der oberösterreichische Landeshauptmann wäre ein Überraschungskandidat, punktet aber durch seine Verlässlichkeit und seiner Beliebtheit bei der Bevölkerung. Der 54-Jährige zählt zu den beliebtesten Landesfürsten und gilt als Vermittler zwischen “alter” und “neuer” ÖVP. Dass er in große Fußstapfen treten kann, hat er bereits unter Beweis gestellt, als er den beliebten Josef Pühringer im Land ob der Enns als Landeshauptmann abgelöst hat.

Der Salzburger Landesrat Stefan Schnöll

Stefan SchnöllAPA/HANS PUNZ

Gute Chancen werden auch dem Salzburger Landesrat Stefan Schnöll attestiert. Der 33-Jährige mit Nationalratserfahrung hat eine ähnliche Blitzkarriere wie Sebastian Kurz hingelegt. Seit 2015 war Schnöll Generalsekretär der Jungen ÖVP unter Bundesobmann Kurz und folgte ihm später als Obmann nach. Er gilt auch als möglicher Nachfolger von Landeshauptmann Wilfried Haslauer.