Eine Super-Nachbarschaft in Sachen Inflation: Venezuela (398%), Libanon (252%) Argentinien (113%). Es sind zugegeben die absoluten Ausreißer in der weltweiten Auswahl, doch wir sind näher dran, als uns lieb sein kann. Und vor allem ganz schön weit weg von denen, die ihre Inflation im Griff haben (siehe Liste). Mit 7,5 Prozent aktueller Teuerungsrate rangiert Österreich auf Platz 15. Mexiko (4,79), die Philippinen (4,7), Brasilien (3,99), Deutschland (6,1), die Schweiz (1,6) – alle stabiler als wir.

Gas mit 80 Prozent plus größter Preistreiber

Laut Statistik Austria war die Inflation im Juli mit sieben Prozent auf den niedrigsten Wert seit März 2022 gesunken. Danach bremste die Teuerung zwar weiter ein, doch der Preis für wichtige Güter stieg dennoch an. Vor allem der Gaspreis und der Anstieg bei Mieten erhöhte die Inflationsrate. Auch in Supermärkten und Restaurants war keine Entspannung in Sicht.

Erholung wurde im Vergleich zu Juli 2022 zwar an den Zapfsäulen spürbar und für jene, die mit Heizöl heizen. Diesel und Superbenzin wurden fast ein Viertel günstiger, Heizöl im Jahresvergleich um 30 Prozent. Auch die Preisentwicklung bei Strom (rund minus sieben Prozent) wirkte sich positiv auf die Inflation aus. Doch Gas blieb hingegen mit einem Anstieg von über 80 Prozent im Vergleich zum Juli 2022 weiterhin stärkster Preistreiber.

Dazu kommen die Mieten, die im Juli durchschnittlich um knapp acht Prozent stiegen. Der Anstieg der Preise für Wohnung, Wasser und Energie von im Schnitt elf Prozent habe die Inflationsrate deutlich beeinflusst und sei der wichtigste Treiber der Teuerung im Jahresabstand geblieben, sagt die Statistik Austria.

EZB-Ziel von zwei Prozent noch lange nicht in Sicht

Die Teuerung in Österreich liegt damit weiter deutlich höher als im Durchschnitt der Eurozone, wo sie aktuell 5,3 Prozent beträgt. Wirtschaftsexperten halten hierfür das wenig treffsichere Gießkannen-Prinzip bei den Regierungshilfen für mitverantwortlich, die den Konsum noch angefacht hätten. Außerdem sei nur äußerst verhalten in die Preisentwicklung eingegriffen worden. Der am Mittwoch von Bundeskanzler Karl Nehammer angekündigte Mietendeckel kommt dagegen spät. Heuer kann sich dies nicht mehr positiv auf die Inflation auswirken.

Doch wie geht es bei uns weiter? Länder wie Spanien (2,1%) oder Belgien (1,7%) haben es bereits in den Bereich des EZB-Ziels von zwei Prozent geschafft. In Österreich wird auch für 2024 mit einer Teuerungsrate zwischen drei und fünf Prozent gerechnet, der Rückgang wir wohl langsamer verlaufen als in andern Volkswirtschaften. Voraussichtlich erst an 2025 werden wir uns den erfolgreichsten Ländern langsam wieder annähern.