Die Flucht des Tschetschenen für sich allein betrachtet ist schon ein Skandal. Wegen Kniebeschwerden wurde der Häftling aus der Anstalt zum Röntgen begleitet. Seitdem ist er wie vom Erdboden verschluckt. Einfach raus aus der Arztpraxis marschiert – und weg. Dass die Justiz bis heute nicht mit Fotos des Täters eine umfassende österreichweite Öffentlichkeitsfahndung gestartet hat, kann durchaus als ein Sicherheits-Skandal bewertet werden.

Dabei sollte die Bevölkerung dringend vor dem entflohenen Gefangenen gewarnt werden, der Abgängige gilt als brandgefährlich: Er sitzt nicht zufällig in Krems-Stein, wo Österreichs Schwerverbrecher wie der Amstettener Inzest-Vater Josef F. untergebracht werden. Der Tschetschene verbüßt seine Strafe wegen schweren bewaffneten Raubs, schwerer Körperverletzung, Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie illegalen Waffenbesitzes.

Geldbotin bei Überfall mit Pistole niedergeschlagen

Er überfiel am 12. August 2019 gemeinsam mit zwei Komplizen einen Geldtransporter in Wels. Das Trio passte in der Früh auf einem Parkplatz zwei Geldboten ab, die mit Koffern aus einer Bankfiliale kamen. Eine Geldbotin schlugen sie mit dem Griff einer Pistole nieder, ihren Kollegen verletzten sie ebenfalls. Doch als sie an der Technik der Geldbehälter scheiterten, ergriffen sie die Flucht.

Unterwegs wechselten sie ihr Fluchtfahrzeug, zündeten das erste an. Mit dem zweiten bauten sie schließlich einen Unfall und wurden gefasst. Im Februar 2020 standen zwei Tschetschenen wegen des Überfalls vor Gericht, der dritte Komplize war bis dahin unbekannt.

Tatort Parkplatz: Hier wurde der Geldtransporter überfallen.

Häftling war früher Kampfsportler und prügelte sich im Käfig

Im Zuge der Ermittlungen hatte sich herausgestellt, dass der heute flüchtige Tschetschene kein Unbekannter war, den der Staatsschutz zumindest zeitweise auf dem Schirm gehabt haben muss. In Tirol war er als radikaler Islamist ins Visier geraten, der sich auf Videos stolz als Anhänger des Islamischen Staates (IS) präsentiert hatte und vor einer einschlägigen Salafisten-Flagge posierte.

Als wie gefährlich der Tschetschene eingestuft wird, zeigt allein schon die Tatsache, dass nach seiner Flucht 200 Polizisten mit Suchhunden, eine Hubschrauberbesatzung und Drohnen-Piloten stundenlang nach ihm suchten. Auch der Verfassungsschutz war mit dabei. Der Hochrisiko-Häftling war früher Kampfsportler und als “Cage-Fighter” aktiv.

Fahndung nach den tschetschenischen Räubern.