Insgesamt seien es 5,6 Prozent der US-Amerikaner, die sich als etwas anderes als heterosexuell bezeichnen. Bei der letzten Studie im Jahr 2017 waren es noch 4,5 Prozent. Gallup führt diesen Anstieg nicht zuletzt auf die neue Art der Fragestellung zurück. So hätten die 15.000 Befragten nun deutlich detailliertere Antwortmöglichkeiten gehabt, um ihre sexuelle Orientierung so präzise wie möglich anzugeben.

Sprunghafter Anstieg in der Generation Z

Tatsächlich fällt bei der Analyse der Studie aber auf, dass es in einer bestimmten Altersgruppe, nämlich der 18 bis 23-Jährigen, mit etwa 16 Prozent einen besonders hohen Anteil an Mitgliedern der LGBTIQ-Community zu geben scheint. Der Großteil (72 Prozent) der nun Erwachsenen Generation Z, die sich als nicht heterosexuell identifizieren, gab laut Gallup an, bisexuell zu sein. Insgesamt bedeutet das 11,5 Prozent dieser Altersgruppe. Bei der Generation vor ihnen – den „Millennials“ – waren es noch 5,1 Prozent. Woher dieser Anstieg genau kommt, ist auch für Dr. Martin Fuchs, dem leitenden Oberarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Tirol Kliniken, ein Rätsel.
„Was allerdings erstaunt, ist, dass offenbar in der Generation Z ein überproportional hoher Anteil sich als bisexuell definiert, viel höher als in vorangegangenen Alterskohorten. Diesen Befund kann ich noch nicht einordnen“, so der Mediziner gegenüber „eXXpress“. Die Daten passten laut Fuchs insgesamt aber grob zu etwas älteren europäischen Zahlen, nach denen sich etwa zehn Prozent der Bevölkerung als „etwas anderes als ausschließlich heterosexuell“ sehen würden.

Quelle: Gallup

LGBTIQ - eine Modeerscheinung?

Dass die oftmals als besonders bunt und fröhlich dargestellte LGBTIQ-Bewegung in Medien und der Unterhaltungsindustrie etwas damit zu tun hat, hält Fuchs für eine Möglichkeit: „Das mag eine gewisse Rolle spielen, da die Bewegung sich als inklusiv und nicht wertend versteht, was sicher für viele Jugendliche in einer bestimmten Phase ihres Heranwachsens attraktiv ist.“
Aber auch, dass sich heute einfach mehr junge Menschen mit ihrer Sexualität wohlfühlen und zu ihren Neigungen stehen, sei für den Psychiater denkbar. Vor allem mit Blick auf die 1,8 Prozent der jungen Leute, die sich als Transgender definieren. „Das könnte zum Beispiel die deutlich ansteigenden Zahlen von Jugendlichen erklären, die Spezialambulanzen im Bereich Transgender aufsuchen. Mit Sicherheit spielt hier die Akzeptanz in der Bevölkerung eine große Rolle. Auch an meiner Transgender-Sprechstunde für Kinder und Jugendliche haben sich in den letzten Jahren deutlich mehr Menschen gemeldet“, so Fuchs, der weiter ausführt: „Wenn man sich den langen und schwierigen Behandlungsprozess vor Augen führt, und sich die nach wie vor nicht einfache gesellschaftliche Situation von transidenten Kindern und Jugendlichen vergegenwärtigt, kann ich für die allermeisten meiner Patienten ausschließen, dass sie nur Teil einer Szene oder Modeerscheinung sein wollen.“

Dr. med. Martin Fuchs ist leitender Oberarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Tirol KlinikenFoto: zVg
Quelle: Gallup

Das Gesamtbild der Studie

Insgesamt und über alle Generationen verteilt bedeutet das, dass sich im Jahr 2020 also 3,1 Prozent der Amerikaner als bisexuell, 1,4 Prozent als schwul, 0,7 Prozent als lesbisch und 0,6 Prozent als Transgender identifizieren.