“Das könnte doch als eine gewisse Vorentscheidung pro Anklage gewertet werden. Jetzt ist es ziemlich sicher, dass sich der Haupttatverdächtige im Ibiza-Krimi, Julian H., vor Gericht verantworten muss. Das sieht für ihn nicht gut aus”, erklärt Prof. Gert Schmidt, der Herausgeber der Aufdeckerplattform eu-infothek, dass H. bei einer Verurteilung mit bis zu 15 Jahren Gefängnis rechnen muss. Gert Schmidt: “Das schreibt das Oberlandesgericht selbst in der Begründung des Beschlusses zur Fortsetzung der Untersuchungshaft.”

Für den Chef einer Sicherheitsfirma, der eigentlich nie Detektiv gewesen sein soll, werden nun noch einige Wochen in der Zelle in der Justizanstalt Josefstadt in Wien verstreichen, bis ein Prozess vor dem Sommer stattfinden könnte: Statt dem bisher gelebten High-Society-Leben mit Rolex-Luxusuhren, BMW-Limousinen und vielen Frauen kann Julian H. nun in aller Ruhe die Liste der ihm zur Last gelegten mutmaßlichen Verbrechen studieren.

Prominente Namen im Gerichtsbeschluss des OLG

Und bei diesen mutmaßlichen Straftaten soll es laut dem Beschluss des Oberlandesgerichts (OLG), der auch dem eXXpress vorliegt, hauptsächlich um schwere Drogendelikte gehen: Immerhin wird H. vorgeworfen, mit mehreren Kilo Kokain gehandelt zu haben. Zitat aus dem Schreiben des OLG: “Julian H. steht in Verdacht, das Verbrechen des Suchtgifthandels nach § 28a Abs 1 fünfter Fall, Abs 4 4 Ziffer 3 SMG (Strafrahmen von einem bis zu 15 Jahren Freiheitsstrafe) begangen zu haben.”

Unangenehm für viele andere Freunde und gute Bekannte des H.: Sie alle werden namentlich im Beschluss des Oberlandesgerichts genannt – smarte Ex-Wahlkampfmanager der SPÖ, in der Politik gescheiterte junge SPÖ-Talente, ein Ex-SPÖ-Parlamentarier, frühere Unterstützer des Liberalen Forums, ein früherer FPÖ-Spitzenfunktionär und natürlich der zweite Haupttatverdächtige, Anwalt R., der Ex-Lebenspartner einer Krone-Mitarbeiterin.

Auszug aus dem OLG-Beschluss: "15 Jahre . . ."

Chat von H. mit seiner Mutter hält das Gericht für "beachtlich"

Für die Fan-Gemeinschaft der Ibiza-Video-Clique sind die jetzt Schwarz auf Weiß nachzulesenden Drogenvorwürfe gegen ihren “Helden”, Julian H., alles andere als angenehm: Die Story vom “zivilgesellschaftlichen Projekt” wird dadurch auch nicht glaubwürdiger.

Ein Auszug aus dem Chat mit seiner Mutter hilft Julian H. auch nicht wirklich dabei, die ganze Ibiza-Filmerei als politisches Mutter-Theresa-Projekt darzustellen – ein Teil daraus ist bereits vor einigen Monaten bekannt geworden. So schrieb H. am 17. November 2017, also knapp vier Monate nach dem Video-Dreh in der Finca, seiner Mama: “Ich will sterben. Diese roten Idioten kommen bzgl. Geld nicht weiter. Schaut nicht sehr gut aus.”

Und ebenso: “Das ist dann ein halbes Himmelfahrtskommando. Aber was bleibt mir übrig. Steh so an der Wand, das muss egal wie riskant. Könnte kotzen.” Das Oberlandesgericht Wien wertet diese Chat-Nachricht als “beachtlich”, denn (Zitat) “lässt dies doch den Schluss zu, dass sehr wohl Geld für dass Video und zwar auch für die Macher der Aufnahmen fließen hätte sollen.”

Das schrieb der Ibiza-Detektiv im November 2017 - es fehlten finanzstarke Video-Abnehmer.