Einer der Köpfe des als “Mafia Capitale” berüchtigten Verbrechernetzwerks von Rom, Salvatore Buzzi, der zuletzt noch nicht rechtskräftig zu zwölf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden ist, startet ein neues Leben als Gastronom. Er eröffnete in der italienischen Hauptstadt ein Lokal, in dem Gerichte angeboten werden, deren Namen sich auf Romane und TV-Serien mit Verbindung zur römischen Unterwelt beziehen.

“Mafia Capitale” heißt das Lokal in einem südlichen Außenbezirk Roms. Hier werden Hamburger mit Namen wie “Gomorra”, “Suburra” oder “der Schreckliche” angeboten. “Das ist mein viertes oder fünftes Leben”, betonte Buzzi, der zurzeit auf freiem Fuß auf das Urteil des Obersten Gerichts wartet, nachdem er im Frühjahr erneut eine jahrelange Haftstrafe ausgefasst hatte. Das Gasthaus habe er mithilfe seiner Schwiegermutter eröffnet, berichtete er italienischen Medien.

Verurteilte Mafiosi tischen jetzt Burger auf

Buzzi und der ehemalige Chef des Verbrechernetzwerks “Mafia Capitale”, Massimo Carminati, der zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden war und inzwischen freigekommen ist, hatten durch Bestechung und Erpressung Millionenbeträge für öffentliche Ausschreibungen kassiert, befanden die Richter. Sie waren 2014 gemeinsam mit dutzenden Lokalpolitikern, Mitarbeitern der römischen Stadtverwaltung und Geschäftsleuten festgenommen worden.

Nach mehreren juristischen Auseinandersetzungen wurden sie 2020 auf freien Fuß gesetzt, weil die Maximalzeit für Häftlinge, die auf ihre endgültige Verurteilung warten, erreicht war. 2019 waren sie gerichtlich als Köpfe der Verbrecherbande bestätigt worden, nicht aber als Chefs einer “mafiösen Vereinigung”.

"Hauptstadt-Mafia" brachte Rom kurz vor den Finanzkollaps

Das “Hauptstadt-Mafia” genannte Netzwerk hatte durch Verbindungen bis in die Spitzen der römischen Verwaltung und Geschäftswelt jahrelang städtische Ausschreibungen manipuliert, um an öffentliche Mittel für die Müllentsorgung, Pflege von Grünflächen oder Betreuung von Flüchtlingen zu kommen. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft war sie mitverantwortlich dafür, dass Rom knapp vor dem Finanzkollaps stand und seine Straßen sowie die öffentliche Versorgung in so schlechtem Zustand sind.

Carminati ist ein mehrfach verurteilter Gangster und früheres Mitglied der neofaschistischen Gruppierung Nar, die 1980 in den Anschlag auf den Bahnhof von Bologna mit 85 Toten verwickelt war. Buzzi war 1983 bereits wegen des Mordes an einem geständigen Mitglied seiner Gang zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Er zeigte sich nach Einschätzung der Behörden dann “geläutert” und kam nach sechs Jahren Haft auf freien Fuß. (APA)