Der afghanische Präsident Ashraf Ghani befindet sich nach eigenen Angaben im Exil. Er habe das Land verlassen, um angesichts des immer weiteren Vormarsches der radikal-islamischen Taliban und deren drohender Machtübernahme Blutvergießen zu vermeiden, erklärt der Politiker auf Facebook. Zu seinem Aufenthaltsort äußert er sich nicht. In seiner Heimat erntet er unterdessen scharfe Kritik.

Neben dem früheren Stellvertreter des Präsidenten, dem Vorsitzenden des afghanischen Friedensrats Abdullah Abdullah, der Ghani den „früheren Präsidenten“ nannte, kritisierte auch Verteidigungsminister Bismillah Khan Mohammadi die Flucht Ghanis. „Sie haben uns die Hände hinter unserem Rücken gefesselt und das Land verkauft“, schrieb er auf Twitter ohne nähere Erläuterung. Ghani und seine Gruppe seien verdammt, schrieb er weiter. Bildungsministerin Rangina Hamidi sprach von einer „wirklichen Schande“.

Ghanis Vize Amrullah Saleh erklärte, er wolle nicht mit dem militant-islamistischen Taliban zusammenarbeiten. Er werde sich nie den Taliban beugen und so das Vermächtnis seines Helden Ahmad Shah Massud, dem berühmten Führer der Nordallianz, die gegen die Taliban kämpfte, betrügen, schrieb Saleh auf Twitter. Berichten zufolge floh Saleh ins Panjir-Tal – wie viele weitere Sicherheitskräfte auch. Die Provinz Panjir stand bis zuletzt unter vollständiger Kontrolle der Regierung. Die Taliban hatten diese auch wegen ihrer besonderen geografischen Lage auch während ihrer Herrschaft 1996 bis 2001 nicht einnehmen können. (APA/Red)