An diesen Abend wird Oliver Glasner wohl noch lange zurückdenken. Als erster österreichischer Trainer seit Ernst Happel 1983 holte er einen Europacup-Bewerb. Der Frankfurt-Trainer meinte nach dem Spiel: “Momentan bin ich eher ein bisschen leer, weil das Spiel war ganz schwer, wie wir es erwartet haben. Die Jungs waren mit ihren Kräften am Ende, wobei beide Mannschaften waren am Ende und dann waren wir die glücklicheren Sieger im Elfmeterschießen.“

Wer Glasner kennt, der weiß, dass er bescheiden ist. Der gebürtige Salzburger stellt sich selbst ungern ins Rampenlicht: “Es freut mich natürlich. Aber alles was wir erreicht haben, haben die Spieler erreicht, weil ohne die bist du als Trainer gar nichts. Natürlich eine schöne Auszeichnung, aber die haben die Jungs für uns als Trainerteam geholt.“ Auch solche Aussagen sprechen für ihn. Für Glasner war dieser Erfolg etwas ganz außergewöhnliches: “Ich habe den österreichischen Pokal zwei Mal als Spieler gewonnen, was natürlich super war, aber so ein europäisches Finale ist nochmals über ein nationales Finale zu stellen und deswegen ist es sicherlich mein bisheriger Höhepunkt in meiner gesamten sportlichen Karriere.“

Thriller im Elfmeterschießen

Frankfurt erwischte in Sevilla den besseren Start. Doch im Abschluss fehlte oftmals die Genauigkeit. So ging es zunächst torlos in die Kabine. Nach dem Pausenpfiff konnten die Rangers anschreiben. Tuta stolperte und ebnete den Weg für Aribo. Zuvor agierte Sow mit einer Kopfball-Rückgabe unglücklich. Der Rangers-Angreifer nahm sich den Ball und netzte mit dem linken Fuß an Trapp vorbei. Doch Frankfurt gab nicht auf. Die Frankfurter wurden schließlich in der 69. Minute belohnt. Kostic brachte einen schönen Pass in den Strafraum, wo Borre lauerte und den Ball über die Linie drücken konnte.

Das Spiel wurde zu einem echten Thriller. Es ging in die Verlängerung. Doch auch dort konnte kein Sieger ermittelt werden. Im Elfmeterschießen behielt Frankfurt schließlich die Oberhand. “In Wahrheit ist es jetzt schon, auch für den Klub – welche Begeisterung der jetzt in Deutschland und ganz Europa ausgelöst hat, welches Renommee er gewonnen hat und was er finanziell bekommen hat – viel mehr wert, als vielleicht ein siebenter Tabellenrang in der Bundesliga. Alles was wir jetzt hier so erleben, hilft dem Klub sicherlich auch in den nächsten Jahren.“

Doch wie geht es nun bei Frankfurt nach diesem Sieg weiter? „Lasst uns im Hier und Jetzt leben und uns diese Zeit, die wir gerade gemeinsam mit der Eintracht erleben, genießen. Die kommt nicht jedes Jahr. Ich habe die Spieler auch einmal gefragt: Wer stand schon in einem europäischen Finale? Da war keiner dabei, obwohl Kevin Trapp bei PSG gespielt hat oder Sebastian Rode beim BVB und bei den Bayern. Zeigt einfach, wie außergewöhnlich so ein europäisches Finale ist,” meinte Glasner. Der österreichische Trainer wird jedenfalls “die Sau rauslassen.” Und wenn es nicht mehr geht, wird er in den wohlverdienten Urlaub gehen.

Titel ohne verletzten Martin Hinteregger

Der Sieg hatte aus österreichischer Sicht dennoch einen bitteren Beigeschmack. Martin Hinteregger fehlte aufgrund einer Oberschenkelverletzung. „Es war natürlich extrem schwer, aber ich habe hundert Prozent Vertrauen in die Jungs gehabt. Und man hat es gesehen: Jeder ist wichtig, egal wer spielt.“ Vor drei Jahren wurde die Geschichte nicht ganz zu Ende geschrieben. Damals schied Frankfurt im Halbfinale der Europa League auf bittere Art und Weise im Elfmeterschießen gegen Chelsea aus. Der tragische Held war damals Hinteregger, der den entscheidenden Elfmeter verschoss. „Für die, die vor drei Jahren schon dabei waren, die berührt es nochmals um einiges mehr, weil jetzt haben wir die Geschichte zu Ende geschrieben. Wir spielen nächstes Jahr einfach Champions League und haben den Europapokal geholt – als Eintracht Frankfurt. Muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.“