„Tatort“-Star Meret Becker (52) sei nach der Veröffentlichung ihres Videos mit dem Umbringen bedroht worden. Das berichtete ihr Bruder, der Schauspieler Ben Becker, am Sonntag unter Tränen. „Meine Schwester ist am Boden zerstört. Sie sitzt weinend zu Hause.“
Wie tief der Graben mittlerweile ist, mussten aber auch die anderen der mehr als 50 #allesdichtmachen-Teilnehmer am eigenen Leib feststellen. Vor allem aus sozialen Netzwerken heraus ergoss sich der Hass über die Bühnen- und TV-Stars. Herbe Kritik kommt nicht zuletzt auch von offiziellen Stellen und Kollegen. So forderte etwa der Rundfunkrat Konsequenzen für die „Tatort“-Stars rund um Jan Josef Liefers.

Wurde mit dem Umbringen bedroht: Tatort-Star Meret BeckerFoto: APA/APA (dpa)/Georg Wendt

Kritik aus den eigenen Reihen

Auf Twitter schrieb WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin: „Jan Josef Liefers und Tukur u.a. verdienen sehr viel Geld bei der ARD, sind deren Aushängeschilder. Auch in der Pandemie durften sie ihrer Arbeit z.B. für den Tatort unter bestem Schutz nachgehen. Durch ihre undifferenzierte Kritik an ‚den Medien‘ und demokratisch legitimierten Entscheidungen von Parlament und Regierung, leisten sie denen Vorschub, die gerade auch den öffentlich-rechtlichen Sendern gerne den Garaus machen wollen.“

Scharfe Kritik an der #allesdichtmachen-Aktion kam auch von der Schauspieler-Kollegin Nora Tschirner („Keinohrhasen“). „Echt ja, Leude?,“ schrieb sie auf Instagram, wo sie unter dem Nutzer-Namen Normatschernau unterwegs ist. „Kann halt sein, dass man sich ein büschn schämen wird in ein paar Jahren (Wochen?)“, fragte sie und fügte hinzu: „Unfuckingfassbar.“ Sie warf Teilnehmern der Aktion Zynismus vor.

Verständnis für die #allesdichtmachen-Aktion äußerte hingegen der öffentlich-rechtliche Moderator Georg Restle, „Die zum Teil wohlfeile Kritik an #allesdichtmachen ist mir zu plump. Nicht jeder, der einen neuen Untertanengeist aufs Korn nimmt, ist ein ‚Querdenker‘ oder ‚nimmt Tausende Tote in Kauf‘. Wir sollten aufhören, uns gegenseitig in Ecken zu treiben, aus denen keiner mehr rauskommt.“

Alf Poier, gewohnt pointiert

Über diese Ecken und Zwickmühlen, in der sich die Stars nun finden, schrieb zuletzt auch der heimische Kult-Comedy-Star Alf Poier via Facebook:

” … Arme Schauspieler – wie kommt man aus dieser Zwickmühle nur wieder heraus? Soll man seine Meinung kundtun, auch wenn das (aufgrund des Verdachts politisch ins falsche Eck gestellt zu werden) vielleicht zu Nachteilen führt, oder soll man auf seine Meinung verzichten, nur um beruflich besser auszusteigen? – Und wer weiß, vielleicht ist die Pandemie nicht das einzige Thema, wo sich derartige Fragestellungen aufdrängen? Möglich wär´s!”

Becker hatte sich bereits distanziert

Bevor Meret Becker Morddrohungen erhielt, hatte sich sich schon von der Videoaktion distanziert. Kunst müsse Fragen stellen können, hielt Becker in einem Beitrag bei Instagram fest. „Aber diese Aktion ist nach hinten losgegangen“, weshalb sie den Beitrag löschen wollte. „Und ich entschuldige mich dafür, dass das falsch verstanden werden konnte.“

Becker sagte weiter, sie lasse sich impfen, trage Maske, halte Abstand und lasse sich testen, wenn sie mit Menschen in Kontakt trete. Dass die Aktion instrumentalisiert werde von der rechten Seite, sei das Letzte, was sie gewollt habe. „Ich möchte auch nicht mit Aluhütchen oder dergleichen verglichen werden.“

Weiteres Öl ins Feuer gegossen

Weiteres Öl ins Feuer dieses „Grabenkriegs“ wird aber freilich auch von der anderen Seite gegossen. So widmete der beliebte Kommentator Ferdinand Wegscheider seinen wöchentlichen Kommentar auf „Servus TV“ der Aktion. Stellte sich hinter die Teilnehmer.

Bei YouTube, wo die Videos in einem eigenen Kanal hochgeladen worden waren, reagierte man (wie fast schon gewöhnlich) mit Zensur. Der Kanal, der enorme Abrufzahlen hat, wird von der Plattform nun schlichtweg digital ausgeblendet.

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