Die Zeugen, die nun über den Akt der Staatsanwaltschaft sprechen, decken ein knallhartes Machtspiel gewisser FPÖ-Spitzenpolitiker auf: “Da ging’s nicht mehr allein darum, einen politischen Mitbewerber innerhalb der Partei abzuservieren. Mit diesen erfundenen Anzeigen, die in zwei Computer-Dateien auf dem PC von Hans-Jörg Jenewein gefunden worden sind, sollten Existenzen anderer FPÖ-Politiker vernichtet werden. Die irren Vorwürfe sollten anständige Menschen ins Gefängnis bringen, Familien ruinieren”, erzählt ein Partei-Insider im Gespräch mit dem eXXpress.

Offenbar wollte jemand als Informant für einen “Presse”-Artikel eine falsche Spur legen: Es ging nie um das Mobiltelefon von Hans-Jörg Jenewein (48), sondern eben um zwei PC-Dateien. Sie wurden im März 2021 erstellt, dann immer wieder bearbeitet – bis der Computer dann im September 2021 bei einer Hausdurchsuchung bei Jenewein beschlagnahmt worden ist.

Ein Monat später sollen die Anzeigen dann doch bei einer bestimmten Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft abgegeben worden sein: Es soll das “Best of” der ohnehin bekannten Vorwürfe gegen FPÖ-Politiker sein – sie alle sind bei der Wiener Landesgruppe (was kein Zufall sein dürfte).

Hatte Anzeigen am PC, die er aber angeblich nicht abschickte: Hans-Jörg Jenewein

FPÖ-Politiker hatte Anzeigen gegen andere FPÖ-Politiker auf seinem PC

In den PC-Dateien zur Anzeige wird gegen ein Vereins-Konstrukt gewettert, über das angeblich laut Anzeiger die versteckte Bezahlung von Funktionären gelaufen sein könnte – mit Millionenbeträgen.

Dazu kommen Vorwürfe, dass es keinen offiziellen Beschluss zur Anlage des Goldvorrats in Osttirol gegeben hätte – was laut Parteistatuten auch gar nicht nötig gewesen sei: Bekanntlich hat die FPÖ-Spitze in der Osttiroler Pension Enzian im Defereggental im Tresorraum Goldbarren im Wert von angeblich 600.000 Euro gebunkert.

Als die geheime Gold-Lagerung im November 2019, fünf Monate nach Auftauchen der wenigen Ibiza-Video-Schnipsel, an Medien geleakt worden ist, war die Häme der politischen Gegner über den “Notgroschen in der FPÖ-Alpenfestung” groß.

Und auch Heinz-Christian Strache wird erneut in diesem Schreiben an die Staatsanwaltschaft belastet: Sein Mietkostenzuschuss sei nie vom FPÖ-Vorstand genehmigt worden. Strache meinte bereits vor Monaten dazu, ein derartiger Beschluss wäre gar nie nötig gewesen.

Wer gab Jenewein die Rückendeckung oder den Auftrag für sein Konvolut?

Insgesamt 13 freiheitliche Politiker sind mit den Vorwürfen aus Jeneweins Computer belastet. Er beteuerte bisher, diese Anzeigen nicht abgeschickt zu haben – ein Leugnen des Verfassens wird bei etwas lebensnaher Betrachtung der Situation schwierig sein.

Von den im Jenewein-Konvolut beschuldigten FPÖ-Politikern sehen die meisten absolut nicht die Alleinverantwortung bei dem Ex-Sicherheitssprecher der Partei, berichtet der FPÖ-Insider dem eXXpress: “Das ist doch nicht realistisch, dass jemand das alles ohne jede Rückendeckung macht.”

Als Hans-Jörg Jenewein in der Vorwoche nach dem Auftauchen der ersten, noch nebulosen Berichte über die Anzeigen auf seinem Computer aus der Partei austreten musste, dürfte für ihn eine Welt zusammengebrochen sein: Er, der Loyale, musste gehen – die Angezeigten, die nicht wirklich die besten Freunde von Parteichef Herbert Kickl waren und sind, blieben.

Diese Enttäuschung und auch die nervenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, sowie die Hausdurchsuchung im Herbst des Vorjahres und auch die monatelange aufopfernde Pflege seiner kranken Frau dürften dann zusammen zu der Kurzschlussreaktion in der Nacht zum Sonntag geführt haben.

Mittlerweile befindet sich Hans-Jörg Jenewein wieder auf dem Weg der Besserung.