Greenpeace-Chefin wird Klima-Beauftragte der deutschen Außenministerin
Eine US-Amerikanerin ohne deutschen Pass wandert ins Außenamt. Bisher war sie Umwelt-Aktivistin. Das ist “ganz schlecht für Deutschland”, kritisieren CDU/CSU. Von einer “Traumbesetzung” spricht hingegen Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock.
Grüne und NGOs – aus der Liebesbeziehung haben grüne Spitzenpolitiker nie ein Hehl gemacht. Das belegt neuerlich die jüngste Personalentscheidung der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne): Nun wird die Umweltlobbyistin Jennifer Morgan (55) ihre Chefverhandlerin.
Als Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt sei sie eine “Traumbesetzung”, schwärmt Baerbock. Dies sei “ein wichtiges Signal für den internationalen Klimaschutz.”
Baerbock erklärte zudem: Sie kenne weltweit keine andere Person mit Morgans Expertise. Morgan erklärte, “diese wichtige Aufgabe mit Freude und Entschlossenheit” anzunehmen. Man stehe am Scheidepunkt, die Auswirkungen der Klimakrise seien bereits jetzt “überall auf der Welt spürbar”.
Im Schnellverfahren deutsche Staatsbürgerin
Die beiden Frauen kennen sich von zahlreichen Klimakonferenzen, die Baerbock noch als Grünen-Umweltpolitikerin besucht hatte. Jetzt muss Morgan noch im Schnellverfahren die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Dazu Baerbock: “Die Welt ist global und deswegen ist auch unser Personal global”.
Immerhin spricht Morgan fließend Deutsch und lebt seit 2003 in Deutschland. Als Greenpeace-Chefin hat sie in den vergangenen Jahren mehrfach die deutsche Politik als “mutlos” kritisiert. Anspruch und Realität hätten zu sehr auseinander geklafft.
Scharfe Kritik von der Union
Bei der Opposition stößt die Entscheidung auf Kritik. CSU-Generalsekretär Markus Blume twitterte: “Kein Platz für Bayern im Kabinett, aber viel Geld für Aktivisten aus der grünen Blase im Regierungsapparat”.
Kein Platz für Bayern im Kabinett, aber viel Geld für #Aktivisten aus der grünen Blase im Regierungsapparat. #Greenpeace #Baerbockhttps://t.co/6Q4LlaA5Bm
— Markus Blume (@MarkusBlume) February 8, 2022
Von einem “ungeheuerlichen Vorgang, der den Diplomatischen Dienst beschädigt”, spricht Ex-Staatssekretär Thomas Silberhorn (53, CSU) in der “Bild”. “Die Bundesregierung hat offenbar ein Problem, zwischen Regierung, Aktivisten und Lobbyisten zu unterscheiden. Der Anstand verlangt eine Karenzzeit beim Wechsel auch von Aktivisten in die Politik.”
Von @Greenpeace zu @AuswaertigesAmt: Im Dienst der Diplomatie weht bald der Dunst von Aktivismus. Es braucht eine #Karenzzeit auch beim Wechsel von Verbänden auf die Regierungsbank.
— Thomas Silberhorn MdB (@SilberhornMdB) February 8, 2022
https://t.co/EHgcPAMEgq via @derspiegel
Staatshaushalt wird zum "Selbstbedienungsladen" für Linke
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, Knut Abraham (55), schüttelt den Kopf: “Das hat das Auswärtige Amt nicht verdient. Eine Staatssekretärin muss ein Ministerium leiten können. Dafür scheint diese amerikanische Dame nicht mal ansatzweise geeignet. Und danach haben wir sie noch Jahrzehnte auf deutschen Spitzen-Botschafterposten. Ganz schlecht für Deutschland!”
Kritik kommt auch vom Magazin “Tichys Einblick”: “Der Staatshaushalt wird zum Selbstbedienungsladen, vor allem für die früher ach so staatskritischen Linken und Grünen.” Die “Ampel” gönne sich 176 – zumeist hochdotierte – neue Beamtenstellen. “Die Zahl der Parlamentarischen Staatssekretäre erhöhte sich auf 37. Bei Kanzler Schröder waren es 25, in Merkel-Zeiten 30 bis 34. Insgesamt hatte sich der Stellenbestand des Bundes von 17.080 im Jahr 2010 ohnehin auf 28.547 Ende 2021 gesteigert.”
Politikwissenschafterin, langjährige Tätigkeit bei NGOs
Jennifer Morgan ist seit mehr als 30 Jahren im Klima- und Umweltbereich aktiv. Die Politikwissenschaftlerin arbeitete beim WWF, später bei der Denkfabrik E3G sowie dem Washingtoner Thinktank World Resources Institute (WRI). Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 arbeitete sie im Beratergremium der Bundesregierung unter der Leitung des deutschen Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber. Nun wird Morgan Außenministerin Baerbock in Sachen Klimapolitik unterstützen, zunächst als Sonderbeauftragte, später als Staatssekretärin.
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