Klima- und Umweltaktivistin Greta Thunberg will die politischen Entscheidungsträger und auch die neue Bundesregierung in Berlin im kommenden Jahr weiter zu deutlich mehr Klimaschutz drängen. Der Druck müsse von allen Seiten erzeugt werden und das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Klimakrise endlich erhöht werden, meinte die junge Schwedin.

Nach der Weltklimakonferenz in Glasgow sei es zunächst überaus ruhig um das Thema Klimaschutz geworden, monierte Thunberg. “Es fühlt sich an, als ob jeder, der über das Klima berichtet, erschöpft ist und eine Pause eingelegt hat.” Vielleicht wollten die Leute im Moment nichts über das Klima hören, vielleicht liege es aber auch daran, dass die Medien nicht darüber berichteten. “Ich hoffe, dass wir bald wieder darüber sprechen werden”, sagte das 18-jährige Mädchen.

Deutschland will Ausstieg aus der Kohleverbrennung vorziehen

Die neue deutsche Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, den bis dato für 2038 vereinbarten Ausstieg aus der Kohleverbrennung “idealerweise auf 2030” vorzuziehen. Gelingen soll das durch den Ausbau erneuerbarer Energien und den Bau von neuen Gaskraftwerken. Anfang 2019 hatte sich die von der damaligen Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission auf einen Kompromiss zum deutschen Kohleausstieg im Jahr 2038 geeinigt. “Deutschland will bis 2038 Kohle verbrennen. Das ist absolut absurd”, hatte Thunberg dazu in einem Interview gesagt.

Thunberg einsam vor dem schwedischen Reichstag

Konkrete Pläne für die Aktionen der von ihr initiierten Klimabewegung Fridays for Future im neuen Jahr gibt es unter anderem aufgrund der Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie noch nicht – und das sei eine der Stärken der Bewegung, sagte Thunberg. “Wir sind sehr spontan. Wir passen uns an alles an, was auch immer passiert.” Während die Corona-Zahlen gerade wieder anstiegen, wisse man noch nicht, ob man sich in großen Zahlen wie vor der Pandemie versammeln könne.

Thunberg hatte sich im August 2018 zunächst einsam vor den Reichstag in Stockholm gesetzt, um die schwedischen Politik zu mehr Klimaschutz aufzurufen. Unter anderem dank ihrer klaren Worte und der Verbreitung durch die sozialen Netzwerke entstand daraus eine weltumspannende Klimabewegung, die seither großen Druck auf Entscheidungsträger ausübt. Bis zum Corona-Beginn waren immer wieder Hunderttausende überwiegend junge Menschen in Dutzenden Ländern für das Klima auf die Straße gegangen, darunter besonders viele in Deutschland. Durch die Pandemie sind solche Großproteste kaum mehr möglich gewesen.